Fresken und Grabmäler: Kirche St. Johannes des Täufers in Žumberk

Feste und Kirche von Osten aus

Das Dorf Žumberk / Sonnberg liegt in Südböhmen nahe Nové Hrady / Gratzen. Der älteste Bau im Ort ist die dortige Kirche St. Johannes des Täufers aus dem 14. Jahrhundert.

Von České Budějovice / Budweis nach Žumberk sind es etwa 30 Kilometer. Das Dorf gehört zur Gemeinde Žár / Sohors. Auch wenn Žumberk ein kleiner Ort ist, ist er einen Besuch wert. Denn es gibt dort gleich zwei einzigartige historische Baudenkmäler: die Feste, in der das Südböhmische Museum eine Zweigstelle hat, und der älteste Bau im Ort – die Kirche der Enthauptung von Johannes dem Täufer. Roman Josefík ist Kastellan der Feste von Žumberk. Er führt aber auch durch die mittelalterliche Kirche. Beim Betreten des Gotteshauses merkt er an:

Die Ankunft der Heiligen Drei Könige  (Fresko) - Detail | Foto: Privatarchiv von Roman Josefík

„Jeder zweite Besucher sagt, er hätte in einer einfachen Dorfkirche nicht erwartet, eine Wandmalerei aus der Zeit von Karl IV. zu finden. Die hiesige Wandmalerei zeigt die Anbetung der heiligen drei Könige. Leider sind von der Madonna mit dem Jesuskind nur der Heiligenschein und ein Fragment des Zepters erhalten geblieben.“

Das Fresko wurde Josefík zufolge in der Vergangenheit beschädigt – und das schon sehr früh, nämlich zum ersten Mal etwa 30 oder 40 Jahre, nachdem es gemalt worden war.

„Ursprünglich gab es hier nicht die Sakristei, durch die wir die Kirche betreten haben. Diese wurde erst in den Jahren 1380 bis 1390 erbaut. Das Fresko stammt von 1350. Die damaligen Kirchenverwalter brauchten vermutlich einen Eingang ins Presbyterium. Darum schuf man einen Wanddurchbruch. Dabei wurde das Fresko beschädigt und überstrichen. Auf diese Weise ist aber der Großteil des Freskos über die Jahrhunderte hinweg erhalten geblieben.“

Kirche St. Johannes der Täufer | Foto: Privatarchiv von Roman Josefík

Die Kunsthistoriker behaupten laut Roman Josefík, dass das Fresko nicht von einem Maler aus der unmittelbaren Umgebung gemalt worden sei. Es musste sich laut den Experten um einen Künstler gehandelt haben, der mindestens in Mitteleuropa berühmt wurde.

„Der Maler ließ sich wahrscheinlich von einer Illumination inspirieren. Die Darstellung der heiligen drei Könige findet man nur selten in Böhmen, Fresken mit der Anbetung der heiligen drei Könige gibt es viel häufiger in Italien, aber auch in Österreich. An der Wand ist zudem der Heilige Sigismund abgebildet. Er ist als König mit Krone, Schwert und Apfel dargestellt. Der heilige Sigismund war ein beliebter Schutzpatron in den deutschsprachigen Gebieten. Im nahegelegenen Vitorazsko (Weitrauer Gebiet, Anm. d. Red.) liegt die Gemeinde Rapšach, und dort befindet sich beispielsweise eine gotische Kirche St. Sigismund.“

Die Ankunft der Heiligen Drei Könige  (Fresko) - Detail | Foto: Privatarchiv von Roman Josefík

Polier Hans zu Schweinitz

Das Besondere an der Kirche ist dem Kastellan zufolge, dass sie vierschiffig ist. Das vierte Schiff wurde erst nachträglich auf der Nordseite erbaut. Der Kastellan:

„Dort, wo der Strebepfeiler steht, befand sich einst die Außenwand. 1423 wurde die Kirche angeblich von den Hussiten niedergebrannt. Über dem Triumphbogen sind der Name Meister Hans zu Schweinitz und die Zahl 13 zu sehen. Schweinitz ist die deutsche Bezeichnung für Trhové Sviny. Hans war der Name des damaligen Poliers, unter dessen Leitung die Kirche im Jahr 1513 um das vierte Schiff erweitert wurde.“

Meister Jan von Trhové Sviny  (Inschrift über dem Triumphbogen) | Foto: Privatarchiv von Roman Josefík

Dem Experten zufolge hat niemand erwartet, dass sich in der Kirche die Unterschrift eines einfachen Poliers finden würde. Eher hätte man mit dem Namen eines kirchlichen Würdenträgers, eines Mäzens oder eines Adeligen gerechnet. Als der Name und das Steinmetzzeichen von Meister Hans dann unter einigen Putzschichten auftauchten, war dies laut dem Kastellan eine große Überraschung.

In der Kirche wurden auch einige Grabmäler gefunden. Eines davon gehört Erazim Pouzar von Michnice. Sein Vater Jindřich war ein bedeutender Höfling von Wilhelm von Rosenberg. Und Roman Josefík macht auf ein weiteres Grabmal in der Kirchenecke aufmerksam:

„Wir haben hier ein Grabmal platziert, das wahrscheinlich zu einem Kind von Theobald Hock gehört. Hock war der Sekretär von Peter Wok von Rosenberg und ein bedeutender Renaissancedichter. Das Grabmal befand sich ursprünglich an einem anderen Ort, vor den Kirchenbänken. Wir haben davon nicht gewusst, weil sich dort noch eine weitere Bank befand. Nach der Sanierung wurden nur die Originalbänke wieder in der Kirche aufgestellt, die restlichen Bänke aber nicht mehr.“

Blick in die Kirche | Foto: Privatarchiv von Roman Josefík

Fresko der Kreuzigung

Auffällig in der Kirche ist auch der Balkon. Dem Experten zufolge wurde er erst im Zusammenhang mit dem Chorgesang im 18. Jahrhundert erbaut. Wenn die Gläubigen früher die Kirche betraten, hätten sie als Erstes eine monumentale Wandmalerei der Kreuzigung gesehen.

„Auf dieser ist Christus am Kreuz gut zu erkennen. Die Gestalten der rechts und links gekreuzigten Schächer sind nicht gut erhalten. Zu sehen sind dort jedoch noch Maria Magdalena und weitere Personen. Es handelt sich um das größte Fresko hier in der Kirche, es stammt von 1513.“

Das dominierende Fresko des Kalvarienbergs aus der Zeit um 1550 | Foto: Privatarchiv von Roman Josefík

Ein weiteres, jedoch verstecktes Fresko befindet sich dem Experten zufolge in einer Ecke bei einem der Seitenaltäre. Es stellt die Heilige Katharina mit dem Schwert in der Hand und die Heilige Margareta mit dem Drachen dar. Die Wandmalerei ist durch den Seitenaltar zum Teil verdeckt.

„Die Denkmalschutzexperten haben die neogotischen Seitenaltäre nach der Restaurierung wieder an den ursprünglichen Orten aufstellen lassen. Die Restauratoren wollten jedoch, dass das Fresko sichtbar wird. Vielleicht ist die jetzige Lösung für das Fresko aber besser, denn von südlicher Seite kommt viel Licht herein.“

Förderverein zur Rettung der Kirche

Wie Roman Josefík erzählt, sind mehrere Kirchen im tschechischen Grenzgebiet zu Österreich schon in den 1990er Jahren in Stand gesetzt worden. Ein Förderverein, der sich für die Restaurierung der Johannes-Täufer-Kirche einsetzte, sei jedoch erst 2005 entstanden, sagt der Kastellan.

Renaissance-Fresko in einem rechteckigen Rahmen am Chor der Kirche | Foto: Privatarchiv von Roman Josefík

„Ein bedeutender Initiator war Ernst Wohlschläger aus Osnabrück, der aus Žumberk stammt und regelmäßig seinen Geburtsort besucht. Er kam auf die Idee eines internationalen tschechisch-deutsch-österreichischen Fördervereins. Dank privater Spenden gelang es uns, erste bauliche Schritte zu unternehmen. Finanzielle Unterstützung kam anschließend auch von kirchlichen und weiteren Institutionen. In den Jahren 2006 bis 2012 wurde die Kirche in Stand gesetzt. Das alles kostete rund zwölf Millionen Kronen. Die Restaurierung der wertvollen Fresken war natürlich finanziell anspruchsvoll.“

Am 5. Oktober 2013 wurde bei einem Festgottesdienst, den der damalige Bischof von Budweis, Jiří Paďour, zelebrierte, die Kirche wiedergeweiht. Gottesdienste finden in Žumberk jedoch nicht regelmäßig statt. Roman Josefík:

„Das ist es ein gewisses Problem. Die Kirche steht jedoch in einem Ort, der häufig von Touristen besucht wird. Viele von ihnen interessieren sich für die Sehenswürdigkeiten. Žumberk hat knapp 40 Einwohner, hier leben keine Gläubigen. Im Ort steht zwar ein Pfarrgebäude, aber nur bis 1945 haben dort Priester gewohnt. Die hiesige Pfarrei wurde danach vom nahegelegenen Trhové Sviny aus verwaltet. Der letzte Priester, der hier regelmäßig Messen gelesen hat, ist vor etwa sechs Jahren gestorben. Diese sozusagen ,nicht lebendigen Pfarreien‘ sind mittlerweile vom Bistum in Budweis aufgelöst worden. Im Ort besteht derzeit also keine Pfarrei mehr. Für die Gottesdienste in Trhové Sviny sowie in Žumberk ist die Gemeinschaft ,Familie Mariens‘ aus Nové Hrady zuständig. Dort sind zwei Priester, die jedoch sehr viel zu tun haben. Ich lebe hier seit 30 Jahren und habe während eines Jahres höchstens fünf liturgische Ereignisse in der hiesigen Kirche erlebt. Das waren zwei Gottesdienste, zwei Begräbnisse und eine Hochzeit. Interessant ist: Wenn die Menschen in St. Johannes heiraten, lassen sie meist auch ihre Kinder hier taufen.“

Blick von Süden auf die reparierte Kirche | Foto: Privatarchiv von Roman Josefík

Wie Roman Josefík erzählt, wird seit einigen Jahren meist im Juni ein tschechisch-deutscher Gottesdienst abgehalten, zu dem auch Gläubige aus Deutschland kommen. Früher fanden dem Kastellan zufolge Ende August oder Anfang September auch Wallfahrten in Žumberk statt. Immer am 29. August wird in der katholischen Kirche der Enthauptung von Johannes dem Täufer gedacht.

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