Vor 80 Jahren wurden die Komponisten Ullmann, Krása und Haas im KZ Auschwitz ermordet
Die Komponisten Hans Krása, Pavel Haas und Viktor Ullmann wurden am 16. Oktober 1944 ins KZ Auschwitz deportiert und dort kurz nach der Ankunft ermordet. Wir erinnern an die drei Künstler.
Pavel Haas stammte aus Brno / Brünn und galt als der begabteste Schüler von Leoš Janáček. Sein jüngerer Bruder Hugo war ein beliebter Filmschauspieler und Regisseur. Pavel Haas arbeitete mit seinem Bruder an drei Filmen zusammen. Später wirkte er als Musiklehrer und als freischaffender Komponist. Am 2. April 1938 wurde seine einzige Oper, „Der Scharlatan“, in Brünn mit Erfolg uraufgeführt. Im Dezember 1941 wurde Haas nach Theresienstadt deportiert. Von dort aus wurde er am 16. Oktober 1944 ins KZ Auschwitz deportiert. Einen Tag später wurde er dort ermordet. Das Werk von Pavel Haas wurde erst in den 1990er Jahren wiederentdeckt. Das tschechische Pavel-Haas-Quartett widmet sich der Aufführung der Werke des Komponisten.
Der Komponist Hans Krása wurde 1899 in Prag geboren. Er studierte Komposition bei Alexander Zemlinsky in Prag. Während seiner Aufenthalte in Paris studierte er bei Albert Roussel. Krása arbeitete als Korrepetitor am Neuen Deutschen Theater in Prag. 1933 wurde seine Oper „Verlobung im Traum“ in Prag uraufgeführt. Für das Werk erhielt der Komponist damals den Tschechoslowakischen Staatspreis. Gemeinsam mit dem Librettisten Adolf Hoffmeister schrieb er 1938 die Kinderoper „Brundibár“ für einen Wettbewerb des tschechoslowakischen Bildungsministeriums. Der Wettbewerb fand wegen des Kriegsausbruchs nicht mehr statt. 1941 wurde die Oper geheim im jüdischen Waisenhaus auf dem Prager Hagibor uraufgeführt. Im August 1942 wurde Krása nach Theresienstadt deportiert. Dort wurde „Brundibár“ mehrfach gespielt. Am 16. Oktober 1944 wurde Krása ins KZ Auschwitz deportiert und dort ermordet. Den Namen des Komponisten trägt das tschechische Krása-Quartett.
Der Komponist, Pianist, Dirigent und Musikkritiker Viktor Ullmann stammte aus Těšín / Teschen. Er studierte in Wien bei Arnold Schönberg. Ullmann war ein hervorragender Pianist. In den Jahren 1922 bis 1927 war er Kapellmeister am Neuen Deutschen Theater in Prag. Von 1929 bis 1931 war Ullmann Kapellmeister am Schauspielhaus Zürich. Für das Theater schrieb er auch Bühnenmusik. 1933 kehrte er nach Prag zurück. Ullmann arbeitete in der tschechoslowakischen Hauptstadt als Musiklehrer und Journalist. Zudem studierte er Komposition bei Alois Hába. Im September 1942 wurde Ullmann nach Theresienstadt deportiert. Dort beteiligte er sich am illegalen Künstlerleben. In Theresienstadt schrieb er beispielsweise die Oper „Der Kaiser von Atlantis“. Am 16. Oktober 1944 wurde Ullmann gemeinsam mit Pavel Haas und Hans Krása nach Auschwitz deportiert, wo sie alle kurz nach der Ankunft ermordet wurden. Mehrere von Ullmanns Werken wurden erst 50 Jahre nach seinem Tod uraufgeführt, darunter auch seine Opern „Der zerbrochene Krug“ und „Der Sturz des Antichrist“.