Tschechien hilft Ukraine mit Minenroboter bei ziviler Kampfmittelbeseitigung
Die Ukraine ist laut den Vereinten Nationen derzeit das am meisten verminte Land der Welt. Den Schätzungen der UN zufolge könnten bis zu 23 Prozent des ukrainischen Staatsgebietes vermint oder anderweitig durch Munitionsaltlasten verseucht sein. Bei der Beseitigung hilft nun auch ein Minenroboter, der von einer tschechisch-slowakischen Initiative gespendet wurde.
Roboterdame Božena 5 ist ein Schwergewicht: Über zwölf Tonnen wiegt das Minenräumungsgerät. In den vergangenen Tagen wurde die Gerätschaft Feuerwehrleuten und zivilen Minenräumern in der Nähe von Charkow übergeben. Der tarngrün angestrichene Roboter durchpflügt den Boden mit einem zweieinhalb Meter breiten, Mähdrescher-ähnlichen Aufsatz. Er wird mit einer Fernbedienung aus bis zu fünf Kilometern Abstand bedient und kann sowohl Personen- als auch Antipanzerminen zur Detonation bringen.
Die Organisation Team 4 Ukraine hat den Transport von Božena 5 organisiert und die ukrainischen Kräfte vor Ort in die Bedienung des Kampfmittelbeseitigungsroboters eingewiesen.
„Wir haben auch eine Drohne mit einer Wärmebildkamera geliefert. Wegen des Temperaturunterschieds zwischen der Erde und den Sprengkörpern können die Landminen damit identifiziert werden“, sagte Jan Heřmánek, der Vorsitzende von Team 4 Ukraine, dem Tschechischen Rundfunk.
In die Ukraine gebracht wurde zudem ein Zugfahrzeug mit einem Anhänger, sodass Božena zum jeweiligen Einsatzort transportiert werden kann.
Die Kosten für die Entminungstechnik beliefen sich insgesamt auf über 15 Millionen Kronen (592.000 Euro). Während 100.000 Euro vom Land Taiwan kamen, wurde der gesamte Rest der Kosten von Privatpersonen gestemmt. Dafür wurden in Tschechien und der Slowakei Spenden gesammelt – allen voran durch die Organisation Dárek pro Putina (Waffen für die Ukraine). Sie trägt seit Beginn des russischen Angriffskrieges Gelder zusammen, die vor allem an die ukrainische Armee gehen, damit diese sich gegen die russischen Truppen verteidigen kann. Es kann etwa für Munition gespendet werden oder für Verbandskästen und Schutzwesten.
Nun also Räumungsroboter Božena, dem – wie Jan Heřmánek ausführt – in der Ukraine künftig eine große Bedeutung zukommen wird:
„Einige Regionen sind zwar nicht mehr von Russland besetzt. Die Menschen können aber dennoch nicht in ihr Zuhause zurückkehren, da die Gebiete mit Minen und Blindgängern verseucht sind.“
Vom Beginn der Spendensammlung bis zur Übergabe an die ukrainischen Minenräumer vergingen 17 Monate. Womöglich hätte der ganze Prozess allerdings auch schneller vonstattengehen können. Denn hergestellt wurde der gepanzerte Roboter in der Slowakei, bei der Firma Way Industries. Die Regierung in Bratislava lehnt militärische Lieferungen an die Ukraine jedoch ab. Martin Ondráček steht hinter der Spendeninitiative Dárek pro Putina und erläutert:
„Wir mussten mehrere Monate lang auf die Genehmigung der slowakischen Behörden warten und darauf bestehen, den Roboter von Košice an die Grenze zur Ukraine bringen zu dürfen. Schließlich lag die Vermutung nahe, dass die Slowaken den Prozess extra in die Länge ziehen, um die Lieferung zu verzögern.“
Eigenen Angaben zufolge hat die Initiative Dárek pro Putina, die eng mit den staatlichen Einrichtungen in Tschechien und der Ukraine kooperiert, bisher über 886 Millionen Kronen (35 Millionen Euro) an Spenden zusammengetragen. Verwendet wurden die Gelder unter anderem zur Anschaffung eines gebrauchten Panzers. Er wurde auf den Namen Tomáš getauft und ist seit Oktober 2022 in der Ukraine im Einsatz.
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