Panzerknackern auf der Spur: Polizeimuseum lädt ein
Für passionierte Krimileser, die ein wenig Sinn für historische Baudenkmäler haben, dürfte es ein idealer Tipp sein: das Prager Polizeimuseum mit seinen Sammlungen zur Geschichte der Gendarmerie und der Polizei in den böhmischen Ländern. Dort erfährt der Besucher auch alles über die größten Kriminalfälle von der Ersten Republik bis in die 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Das Museum ist in einem ehemaligen Augustinerkloster untergebracht.
Im 19. Jahrhundert wurde das Kloster in ein Spital verwandelt. Heute begegnet man jedoch in dem Klostergebäude keinen Ordensbrüdern mehr. Während des Kommunismus fiel der historische Gebäudekomplex dem Innenministerium zur. Dieses habe 1965 ein Museum der Grenzpolizei im Kloster errichtet, erzählt Václav Rutar. Dabei sei es jedoch nicht geblieben, sagt der Kurator der Sammlungen des Prager Polizeimuseums:
„1972 bis 75 wurde hierher das so genannte Museum der SNB – des Korps der nationalen Sicherheit gebracht, das neben der historischen vor allem eine propagandistische Aufgabe hatte. Dieses Museum wurde 1990 aufgelöst und an seiner Stelle entstand das Polizeimuseum. In diesem Jahr begeht das Prager Polizeimuseum also sein 20. Jubiläum.“In der ständigen Ausstellung wird die Geschichte der Sicherheitskräfte seit 1918 beschrieben. Es befinden sich dort aber auch Dokumente aus der Zeit der k. u. k. Monarchie. In der Ersten Republik gab es Rutar zufolge die Gendarmerie und die so genannte uniformierte Sicherheitswache, also die Polizei:
„Der Unterschied zwischen ihnen bestand darin, dass die uniformierte Sicherheitswache in etwa 20 größeren Städten für Ordnung sorgte, während sich die Gendarmerie in den kleineren Städten und auf dem Lande um die Sicherheit kümmerte. Die Gendarmerie trug eine dunkelgrüne Uniform, die Polizei dunkelblaue Hemden und schwarze Hosen. Sowohl die Gendarmen als auch die Polizisten waren damals mit einem Säbel und einer Pistole beziehungsweise einem Schießgewehr ausgerüstet. Die Säbel erwiesen sich später als wenig praktisch, vor allem bei der Verfolgung eines Verbrechers.“
Die Polizisten und Gendarmen genossen in der Ersten Republik viel Respekt. Ihre Stellung in der Gesellschaft war dem Experten zufolge bedeutend besser als heutzutage. In der Ersten Republik gab es noch keine Polizeischulen, die Gendarmen und Polizisten absolvierten stattdessen einen mehrere Monate dauernden Kurs, um dienen zu können.Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in der Tschechoslowakei ein neues Korps der nationalen Sicherheit - der SNB – gegründet. Bestandteil des Korps war auch der kommunistische Geheimdienst StB. Seine Bespitzelungstechnik aus den 50er und 60er Jahren ist Bestandteil der Ausstellung. Der Kurator:
„Am interessantesten sind die Instrumente, die in Alltagsgegenständen versteckt waren. Dazu gehören Kameras im Feuerzeug oder in einem Pfeifenetui sowie Abhöranlagen, die in Scheuerbürsten montiert wurden. Zu sehen ist hier auch eine Kamera mit einem extra langen Objektiv. Mit ihm konnte der Geheimdienst Leute in einem anderen Raum fotografieren. Das Objektiv steckte man durch die Wand durch. Im Museum sind auch Radioempfänger mit einmontierten Abhöranlagen ausgestellt.“
Zu den Highlights des Museums gehört die Sammlung über die Geschichte der Kriminalistik. Einige der dort dokumentierten Fälle hatten einst auch die Filmemacher inspiriert. Der bekannteste Kriminalfall aus der Ersten Republik war der Mord an Otilie Vranská, erzählt Václav Rutar. Im Herbst 1933 habe man in zwei Koffern den zerschnittenen Leichnam der Frau gefunden:„Einer der Koffer wurde aus Prag nach Košice und der andere nach Bratislava geschickt. Der Fall wurde nie gelöst. Obwohl es schon 1933 zu dem Mord kam, erhielt die Polizei noch 1967 Briefe mit angeblich garantierten Tipps, wer Vranská ermordet haben soll. Einige der Briefe sind hier ausgestellt. Der Ton all dieser Briefe ist meist ähnlich. Zuerst wurde die Polizei beschimpft, dass sie unfähig ist, und dann wies der Verfasser auf den angeblichen Mörder hin.“
Nicht nur die Originalbriefe mit den angeblich richtigen Tipps, sondern auch die beiden Koffer, in denen die Leichenteile lagen, sind im Museum zu sehen.
Ein populäres Thema sowohl in der Literatur, als auch in den Filmen der Ersten Republik waren die Panzerknacker. Bei der Fahndung nach den Tätern nutzte die Polizei eine damals neue Technik – die so genannte „Mechanoskopie“. Dabei wurden die Werkzeugspuren bei den Einbrüchen miteinander verglichen. Václav Rutar:
„In den 20er und 30er Jahren verließen sich jedoch die Polizisten oft darauf, dass sie die Kriminellen kannten. Die Polizisten wussten, auf welche Art welcher Panzerknacker einen Tresor öffnet. Am Tatort hatten die Fahnder daher meistens schon eine Vorstellung davon, welcher der bekannten Panzerknacker diesmal am Werk war. Der bekannteste und zugleich fleißigste Panzerknacker war ein gewisser Koudela. Er plante seine Einbrüche immer bis ins Detail durch. Um nicht erkannt zu werden, ließ er sich beispielsweise unterschiedliche Gebisse anfertigen. Auf drei Fotos, die im Museum ausgestellt sind, sieht der Panzerknacker ganz unterschiedlich aus.“Im Museum werden des Weiteren die technischen Verfahren vorgestellt, die die Kriminalpolizei seit Anfang des 20. Jahrhunderts nutzte. Zu den kuriosen Exponaten gehören beispielsweise Instrumente, mit denen eine Straftat vorgetäuscht wurde. Václav Rutar:
„Zu erwähnen ist der Fall von Erpressung wegen angeblicher Hundebisse. Wir haben hier zwei zusammenklappbare Holzinstrumente ausgestellt, die mit scharfen Metallstücken versehen sind. Mit dem Instrument fügte sich der Täter eine leichte Verletzung zu. Dann zeigte er einem Hundebesitzer die Wunde und verlangte Schmerzensgeld. Die Hundebesitzer haben meistens lieber etwas gezahlt, weil sie keine Lust hatten, Probleme mit der Polizei zu bekommen.“Das Museum der Polizei der Tschechischen Republik ist in der Straße Ke Karlovu. Geöffnet ist es täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr. Sehenswert sind im Übrigen auch einige der historischen Klosterräume, in denen die Ausstellungen installiert sind.
Das Museum der Polizei der Tschechischen Republik in der Straße Ke Karlovu ist täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Sehenswert sind allein einige der historischen Klosterräume, in denen die Ausstellungen installiert sind. Das Museum befindet sich in Karlov – ursprünglich Karlshof, den Karl IV. errichten ließ. Karl IV. hat auf dem rechten Moldauufer neben der damaligen Altstadt einen neuen Prager Stadtteil gegründet. Wie heißt dieser Stadtteil? Den Namen können Sie uns schreiben. Ihre Zuschriften richten Sie bitte an Radio Prag, Vinohradska 12, PLZ 120 99 Prag 2. Aus den richtigen Antworten wird in vier Wochen ein Gewinner eines Buchs über Prag ausgelost.
Hier die richtige Antwort auf die Frage von der Sendung über das E-Geräte-Museum auf dem Prager Flughafen: Der Konzern Tesla wurde nach dem Erfinder Nikola Tesla benannt. Später wurde jedoch behauptet, dass der Begriff TESLA eine Abkürzung der tschechischen Wörter „technika slaboproudá“ – also Niederspannungstechnik sei. Ein Buch über Prag geht diesmal an Jörg-Clemens Hoffmann aus Alsbach-Hähnlein.