Pilotprojekt Praxisgemeinschaften

Foto: Pavel Pavlas, Archiv des Tschechischen Rundfunks
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Drei Ärzte und ein Physiotherapeut teilen sich eine Praxis und das dazugehörige Personal – das könnte in Tschechien schon bald die Regel werden. Die sogenannten „Praxisgemeinschaften“ sollen im Frühjahr als Pilotprojekt getestet werden.

Foto: Pavel Pavlas,  Archiv des Tschechischen Rundfunks

Adam Vojtěch,   (Foto: Michaela Danelová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Kommen Sie, bitte, herein“, ruft die Krankenschwester aus dem Sprechzimmer, bevor sie den nächsten Patienten zur Behandlung bittet. Normalerweise arbeiten Hausärzte in Tschechien allein in ihrer Praxis, ihnen hilft lediglich eine Krankenschwester. Das Gesundheitsministerium möchte dies nun ändern, und hat deshalb das Modell sogenannter „Praxisgemeinschaften“ vorgestellt. Ziel soll sein, den Zugang zu Ärzten zu erleichtern und die Qualität der medizinischen Versorgung zu verbessern. Dazu Gesundheitsminister Adam Vojtěch (parteilos):

„Überall dort sollen Praxisgemeinschaften entstehen, wo dies möglich ist. Dabei könnten sich beispielsweise drei Hausärzte ein Sprechzimmer teilen. Zudem würden sie eine Bürokraft für die Verwaltungsarbeit anstellen. Denn gerade die Bürokratie belastet die Ärzte. Dann wäre auch noch Platz für Spezialisten, wie zum Beispiel eine Diabetesberaterin.“

David Halata  (Foto: ČT24)
Ein weiterer Vorteil wäre, dass sich die Ärzte teure Geräte wie beispielsweise einen Ultraschall teilen könnten. Dies meint unter anderem David Halata von der tschechischen Gesellschaft für die Allgemeinmedizin. Praxisgemeinschaften hätten sich inzwischen in mehreren europäischen Ländern bewährt, so der Hausarzt:

„Für die Patienten ist eine gut ausgestattete Praxisgemeinschaft besser, als eine schlecht ausgestattete Praxis mit nur einem Arzt und einer Krankenschwester.“

Außerdem sollen Praxisgemeinschaften auch längere Sprechzeiten ermöglichen. Das Pilotprojekt werde im Frühjahr 2020 in Prag sowie in den Kreisen Mährisch-Schlesien und Südmähren getestet, sagt David Šmehlík. Er ist stellvertretender Leiter der gesetzlichen Krankenkasse VZP:

Petr Šonka  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
„Wir legen soeben die Kriterien für die Praxisgemeinschaften fest und rechnen damit, dass in jedem der drei Kreise mindestens zwei bis drei Ordinationen geöffnet werden.“

Probleme könnten jedoch in kleineren Gemeinden entstehen, in denen die Dichte von Hausärzten sehr gering ist. Für ältere Patienten im ländlichen Raum wäre der Gang zum Doktor umständlicher. Dies gibt auch der Vorsitzende des Hausärzteverbandes, Petr Šonka, zu:

„In diesen Gegenden kann es dazu kommen, dass sich zwei Ärzte aus der Nachbarschaft zusammenschließen und ihre Dienste nur noch an einem Ort anbieten. Dort müssen die Patienten dann hinkommen.“

Foto: Darko Stojanovic,  Pixabay / CC0
Deshalb wird Das Vorhaben auch vom Seniorenrat der Tschechischen Republik kritisiert. Dessen Vorsitzender Zdeněk Pernes befürchtet, dass die bevorstehende Änderung die medizinische Versorgung sogar verschlechtern dürfte.

„Wir sind dagegen, dass Hausärzte ihre Praxen in bestimmten Gemeinden schließen, um sich mit einem oder mehreren Kollegen zusammenzutun. Denn die Senioren auf dem Land müssen einfach die Möglichkeit haben, ihren Hausarzt leicht zu erreichen. Wir möchten, dass dieser Aspekt auch berücksichtigt wird.“

David Halata ist überzeugt, dass es Lösungen dafür gibt.

„Im Ausland hat man Erfahrungen mit sogenannten ,Senioren-Taxis‘. Zu einem bestimmten Zeitpunkt bringt ein Minibus fünf oder sechs Patienten aus einem Dorf in die Nachbargemeinde zur Arztpraxis.“