Porzellanmanufaktur, Elberadweg und Weinfest: Immer mehr Tschechen reisen nach Sachsen
Wie ist es aktuell um die Beziehungen zwischen Tschechien und Sachsen bestellt? Und wie entwickelt sich der Tourismus in der Region? Dies waren einige der Themen, mit denen sich die Redner eines Sommerfests befassten, das vergangene Woche im Verbindungsbüro des Freistaats Sachsen in Prag stattfand. Martina Schneibergová war für Radio Prag International dabei.
Lobende Worte über die bilaterale Zusammenarbeit zwischen Tschechien und Sachsen erklangen einige Mal zu Beginn des Sommerfestes im sächsischen Verbindungsbüro in Prag. Unter den Rednern war auch der stellvertretende tschechische Außenminister Jan Marian (parteilos). Im Gespräch für Radio Prag International ging der Politiker auf Beispiele der bilateralen Kooperation aus der letzten Zeit ein:
„In den vergangenen Jahren konzentrierten wir uns gemeinsam mit unseren Freunden aus Sachsen auf die Bewältigung der Corona-Pandemie. Wir arbeiteten bei den Löscharbeiten beim Großbrand in der Böhmischen Schweiz eng mit Sachsen zusammen. Gemeinsam gehen wir auch die Unterstützung für die Ukraine an, die sich vor Russlands Aggression wehrt. Und nicht zuletzt muss ich betonen, dass Sachsen zu den größten Handelspartnern Tschechiens gehört.“
Der Kampf gegen den Großbrand im Nationalpark Böhmische Schweiz habe die Kreisverwaltungen sowie die Kommunen sehr beschäftigt. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit habe dabei eine enorme Rolle gespielt, merkte Jan Marian an und fügte hinzu:
„Wir vom Außenministerium kümmern uns nicht nur um politische Beziehungen zwischen Tschechien und Deutschland, sondern unterstützen jede Möglichkeit, die zu einer Verbesserung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit führen kann. Diese Vorhaben werden auch vom Ministerium für Regionalentwicklung gefördert.“
Hat Marian selbst in letzter Zeit Sachsen besucht? Der stellvertretende Außenminister dazu:
„Einige Male. Zuletzt nahm ich im vergangenen Jahr an den Veranstaltungen teil, die im Rahmen der Tschechischen Saison in Dresden stattfanden. Diese organisierte dort Professor Jiří Fajt. Ich war etwa dabei, als František Skála dort seine künstlerische Intervention mit dem Titel ,Vulpes god‘ präsentierte.“
Die Kommunalpolitiker aus Sachsen erinnerten bei der Veranstaltung daran, dass die Zahlen der tschechischen Besucher steigen. Der stellvertretende Außenminister sagte dazu:
„Das finde ich interessant und es freut mich, dass immer mehr tschechische Touristen nach Sachsen kommen. Es ist gut, wenn die Menschen ihre Nachbarländer kennenlernen. Wir wiederum haben ein Interesse daran, dass deutsche Besucher nach Tschechien kommen.“
Olaf Raschke (parteilos) ist Oberbürgermeister von Meißen, das eine Städtepartnerschaft mit dem nordböhmischen Litoměřice / Leitmeritz hat. Radio Prag International hat mit dem Kommunalpolitiker gesprochen:
Herr Oberbürgermeister, Sie nannten einige Zahlen, aus denen hervorgeht, dass immer mehr Tschechen in die Region um Meißen reisen. Gilt dieser Trend vor allem für die letzten Jahre?
„Ja, in den letzten Jahren nahmen die Zahlen der tschechischen Besucher zu. Das ist vermutlich nicht nur durch Kontakte zu unserer Partnerstadt verursacht worden. Wir werben auch in den tschechischen Medien und wollen auf unsere Region hinweisen: den Elberadweg und die Möglichkeit, mit dem Schiff zu fahren. Der Weg aus Prag nach Meißen ist kurz. Als Region werden wir derzeit ganz anders wahrgenommen als noch vor einigen Jahren.“
Verbringen die tschechischen Touristen auch mehrere Tage in Meißen und der Umgebung?
„Die Besucherzahlen haben im Vergleich mit dem Vorjahr erheblich zugenommen. Da freuen wir uns ganz besonders, so viele tschechische Gäste begrüßen zu können. Meistens ist es so, dass sie mehrere Tage in der Stadt verbringen.“
Haben die Tschechen inzwischen auch den Meißner Wein entdeckt?
„Ja, auf jeden Fall. Am 22. September beginnt wieder das Meißner Weinfest. Da begrüßen wir mehrere Tausend Gäste und wir würden uns besonders freuen, wenn einige Gäste aus Tschechien dabei wären.“
Meißen hat die Partnerstadt Litoměřice. In welchen Bereichen arbeiten Sie zusammen?
„Vor allem in der Kultur, aber auch die Schulen und die Stadtverwaltungen tauschen sich aus. Das Thema Tourismus spielt natürlich auch eine wichtige Rolle. Dadurch, dass uns der Elberadweg verbindet, wir beide Weinbau haben und beide historische Städte sind, ist die Partnerschaft eine feine Sache.“
Wie oft kommen Sie persönlich nach Tschechien?
„Ich bin mehrmals im Jahr hier – bei den Städtepartnern und auch in Prag. Ein Ereignis habe ich in besonders guter Erinnerung: Wir haben an die Stadt Most ein Bild zurückgegeben, das sich über 100 Jahre lang in unserem Museum befand. Die Rückgabe musste über das Kulturministerium laufen. Ich habe mich ganz besonders gefreut, dass dieses Bild wieder an seinen Ursprungsort zurückkommt und war auch selbst bei der Übergabe dabei.“
Am Stand der Porzellanmanufaktur beantworteten Petra Hiekel und Heike Diessner die Fragen der Besucher des Sommerfests. Hiekel war gerade dabei, eine Porzellanfigur zu kreieren:
„Ich bin Bossiererin. Das heißt, dass ich aus Einzelteilen eine Porzellanfigur komplett zusammensetze. Anschließend wird sie bei 900 Grad Celsius gebrannt, dann glasiert und dann folgt der Glattbrand bei 1400 Grad Celsius. Das Fertigen der Figur und das Bemalen führe ich auch den Besuchern in der Manufaktur vor. Wir haben dort auch viele tschechische Gäste.“
Heike Diessner ergänzt ihre Kollegin:
„Ich bin Gästeführerin und führe auf Deutsch und Tschechisch durch die Manufaktur und die Schauwerkstatt. Wir freuen uns, dass wir nächstes Jahr wieder den Tag der offenen Tür haben und den Interessenten die Produktion direkt zeigen können. Ich habe Tschechisch in der Schule und anschließend beim Dolmetscher-Studium in Leipzig und in Prag gelernt. Ich habe Russisch und Tschechisch studiert, das Tschechische ist dann übriggeblieben und ab und zu kann ich es anwenden. Ich bin immer wieder sehr gerne in Prag, um die Sprache zu hören und zu lesen.“
Nicht nur das Meißner Porzellan weckte die Aufmerksamkeit der Teilnehmer des Prager Sommerfests. Viele wollten auch Weine aus der Meißner Region verkosten. Das Glas reichte ihnen am Stand die diesjährige sächsische Weinkönigin.
„Der sächsische Wein stammt von einem der nördlichsten Weinanbaugebiete. In Sachsen gibt es sehr viele Besucher aus Tschechien, die auch gern unsere Weine verkosten. Aber nicht nur die, wir haben natürlich auch andere Spezialitäten zu bieten.“