Schweinezucht wird für tschechische Landwirte zunehmend unrentabel

Immer mehr tschechische Schweinezüchter wollen auf eine andere Produktion umsatteln oder gar ihren Job an den Nagel hängen. Die Ursache? Die Schweinezucht lohnt sich nicht. Immer häufiger wird hierzulande über die damit verbundene Gefahr diskutiert: Es drohe ein Mangel an Schweinefleisch, der steigende Preise zur Folge haben wird.

Auf dem Gebiet der Schweinefleischversorgung ist Tschechien zu knapp 70 Prozent autark. Die EU als ein Ganzes kann hingegen den Bedarf zu 100 Prozent decken. Daraus ergeben sich große Probleme für sie. Warum kam es zu dieser Situation? Es gebe mehrere Ursachen, sagt Pavel Novotný, Ex-Vizepräsident der Agrarkammer und Vorsitzender der landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft Bernartice in der südböhmischen Region von Písek:

„Ich sehe zwei Gründe. Erstens ist die Schweinezucht in Tschechien stark unterfinanziert. In der Zeit, als die alten EU-Mitgliedsländer kräftige finanzielle Unterstützung im Interesse ihrer Konkurrenzfähigkeit erhielten, haben tschechische Schweinezüchter überhaupt nichts bekommen. Nach dem EU-Beitritt Tschechiens wurden aber die Subventionen der EU an den Grundbodenbesitz gebunden. Die Schweinezucht allein wird finanziell nicht unterstützt.“

Eine der Konsequenzen ist, dass die technische Ausstattung der tschechischen Schweinezüchter weit hinter der ihrer Kollegen in den alten EU-Ländern zurückgeblieben ist. Ihre Produktionskosten sind also wesentlich höher.

Miloš Šlesingr, der in der Nähe der mährischen Stadt Kroměříž 2400 Schweine in seiner Zucht hat, spricht auch über andere Ursachen der unerfreulichen Situation: Hohe Produktionskosten, ständig steigende Energie- und Futtermittelpreise. Einkalkulieren muss man aber auch den Preis des jeweiligen Ferkels, die Veterinärbehandlung, Arzneien. Summa summarum bedeutet es:

„Man kann sagen, dass sich der finanzielle Verlust bei einem 100 Kilo schweren Schwein auf 600 – 800 Kronen beläuft.“

Das sind rund 24 – 32 Euro pro Schwein also. Mal 2400, das ist die Zahl der Schweine von Miloš Šlesingr, das ergibt schon eine beträchtliche Summe. Auch Šlesingr glaubt nicht, dass dem tschechischen Markt ein Mangel an Schweinefleisch droht, aber …

„Ein Mangel an Schweinefleisch aus der Inlandsproduktion droht auf jeden Fall, was unbedingt eine drastische Schrumpfung der verarbeitenden Industrie nach sich ziehen wird. Fertige Fleischprodukte werden nämlich auch aus dem Ausland importiert werden.“

Diese Situation ist nach Meinung des mährischen Schweinezüchters nicht mehr lange Zeit haltbar. Wird nach einer Lösung gesucht?

„Wir suchen nach einem Weg der Partnerschaft mit einer anderen Firma, natürlich mit einer ausländischen, die über Geld verfügt. Entweder wird sie gemeinsam mit uns produzieren, oder auch ohne uns. Die Situation ist selbstverständlich nicht von einem Tag auf den anderen zu lösen.