Sensationeller Fund: 3000 Jahre alte Maya-Stadt in Guatemala ausgegraben

Ein tschechisch-slowakisches Team von Archäologen hat im vergangenen Jahr im Norden Guatemalas eine der ältesten Maya-Städte gefunden. Ihre Geschichte reicht fast 3000 Jahre zurück.

Sara Polak | Foto: Michaela Danelová,  Tschechischer Rundfunk

Die tschechische Archäologin Sara Polak war Mitglied der Expedition „Neuron“. Ihre Freude verbirgt sie nicht, als sie die jüngsten Funde in Guatemala in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks beschreibt:

„Um mich einmal ganz gewählt auszudrücken: Das war der absolute Oberhammer! Wir haben schon erwartet, dass dort etwas versteckt ist, aber mit so etwas haben wir nicht gerechnet.“

Die Archäologin hat für die Untersuchungen auch auf künstliche Intelligenz zurückgegriffen, die schließlich einen entscheidenden Teil zum Erfolg beitrug. Zum Einsatz kam die Technik gemeinsam mit neuronalen Netzen bei der Überprüfung digitaler Daten, die mit der Lidar-Luftscan-Methode erstellt wurden. Lidar steht für „light detection and ranging“, es handelt sich also um eine Entfernungsmessung mit Hilfe von Licht. Mit diesem Verfahren konnte der Charakter der Oberfläche abgezeichnet werden, wobei bereits Bauten, Paläste und Stadtagglomerationen entdeckt wurden.

Sara Polak zeigt auf einer Videoaufnahme, wie die Archäologen im Dschungel arbeiteten:

Foto: Nadace Neuron

„Wir waren im Verwaltungsbezirk Petén, südlich der Grenze zu Mexiko. Wir sind zwar imstande, anhand der Lidar-Daten zu bestimmen, wo sich die Gebäude befinden könnten. Trotzdem muss jemand an den zuständigen Ort gehen und überprüfen, ob das Gebäude wirklich dort ist und ob es dort nicht noch weitere Objekte gibt, die uns hätten entgehen können. Wir sind also bei starkem Regen in Regenmänteln an diesen Orten gegangen. Mein armer Kollege Ladislav trug mehrere Kilogramm ausgegrabener Keramik auf dem Rücken. Mit einer Machete in der Hand schlugen wir uns durch den Dschungel, unter den Füßen schlängelten sich die Lianen, die Bremsen nagten ständig an uns.“

Die Expeditionsmitglieder verbrachten sieben Wochen in Guatemala. Sie mussten sich nicht nur durch den Dschungel schlagen, sondern auch die Ausgrabungen freilegen und reinigen. Diese zeugten davon, dass es sich vermutlich um die älteste und größte der bisher unentdeckten Städte in der Region von Petén handelt. Sara Polak erläutert:

Foto: Nadace Neuron

„Um sich eine Vorstellung von der Größe der Stadt zu machen: Sie besteht aus sieben Stadtvierteln. Diese sind nicht klein, sie erstrecken sich auf einer Fläche von sieben Quadratkilometern, und Satellitensiedlungen sind da noch gar nicht einberechnet. Es befanden sich dort astronomische Observatorien, Paläste und potenziell auch Pyramiden. Das Gesamtbild, das sich ergibt, ist unglaublich vielfältig. Wir können es auch aus einem anderen Blickwinkel auswerten, und zwar, wie die Maya-Zivilisation entstanden ist. Ich würde so weit gehen, zu sagen, dass es ein einzigartiger Fund von Weltbedeutung ist. Er kann die tschechisch-slowakisch- guatemaltekische Archäologie auf ein höheres Niveau heben. Wir freuen uns riesig darüber.“

Aus den Ausgrabungen lässt sich schließen, dass die bei der Expedition gefundene Stadt zu den ältesten Maya-Agglomerationen überhaupt gehört. Die Teammitglieder benannten sie Yax Balám. Das bedeute „der erste Jaguar“, erläutert Expeditionsleiter Ladislav Šilhán:

„Mit dem Namen ist gemeint, dass es um eine Stadt vom Beginn der Maya-Zivilisation geht. In der Mythologie der Maya galt der Jaguar als ein heiliges Tier und zudem als eine Tiergottheit in der Unterwelt.“

Die Stadt wurde von Forschern aus Tschechien, der Slowakei und auch aus Guatemala gefunden. Gesucht wurde nach ihr auf einer zwölf Quadratkilometer großen Fläche. Die Pyramiden sind nach den Tausenden von Jahren nur noch als Erdhügel zu erkennen. Der Expeditionsleiter:

Foto: Nadace Neuron

„Die Gebäude waren sehr groß. Aber es sind 2000 Jahre vergangen. Auf den Bauten wuchsen in der Zwischenzeit große Bäume. Durch sie sind die Häuser eingestürzt. Mit trainierten Augen kann man die ehemaligen Gebäude aber von den natürlichen Hügeln unterscheiden.“

Den größten Aufschwung hatte die Stadt den Experten zufolge in den Jahren 850 v. u. Z. bis 150 u. Z. erreicht. Ungefähr ein Tausend Jahre lang war sie das Zentrum der Region. Die Expeditionsmitglieder erstellten nun auch eine digitale Dokumentation der Stadt. Sie haben zudem vor, die Agglomeration in Form von 3D-Modellen zu visualisieren. Auf diese Weise möchten sie das Leben der Maya-Zivilisation der Öffentlichkeit näher bringen.

Autoren: Martina Schneibergová , Karolína Burdová
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