Solar Orbiter: Erste Erfolge auch dank tschechischer Technik

Solar Orbiter (Foto: ESA/ATG medialab)

Im Februar hat die Europäische Raumfahrtagentur (ESA) eine Sonde in Richtung Sonne losgeschickt. Sie heißt Solar Orbiter und ist auch mit Messgeräten tschechischer Produktion ausgestattet. Nun sind alle diese Geräte eingeschaltet, und es gibt bereits Erfolge.

Lubomír Přech,  foto: Archiv der mathematisch-physikalischen Fakultät an der Prager Karlsuniversität

Am 15. Juni kam der erste große Moment für den Solar Orbiter – und damit auch für den Prager Wissenschaftler Lubomír Přech. Die Sonde ist der Sonnenoberfläche bis auf 77 Millionen Kilometer nahe gekommen. Das entspricht etwa der halben Entfernung zwischen der Erde und dem Stern. Deswegen wurden alle zehn Instrumente an Bord erstmals getestet. Dazu gehören sechs Teleskope, und die haben Bilder der Sonne gemacht. Das geschah aus einer Nähe wie noch nie zuvor. Přech von der mathematisch-physikalischen Fakultät an der Prager Karlsuniversität erläuterte in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:

„Auch die Teleskope auf der Erde haben vielleicht hohe Auflösungen. Aber es handelt sich einfach um einen anderen Ort, von der wir die Sonne beobachten können. Das ist wie beim Fotografieren: Man kann die Details eines Kopfes aus zwei Metern Entfernung ablichten oder mit einem Teleobjektiv beispielsweise aus 100 Metern Entfernung. Auf dem Foto ist dann der Kopf zwar jeweils gleich groß, doch die Auflösung ist ganz anders.“

Solar Orbiter  (Foto: ESA/ATG medialab)

Allerdings dauert es etwa eine Woche, bis diese Bilder über eine Riesenantenne in Argentinien auch heruntergeladen sind. Denn die Datenübertragung ist begrenzt, und das Raumfahrzeug ist 134 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Danach sollen die Aufnahmen ausgewertet werden – und der Plan ist, sie Mitte Juli dann auch der Öffentlichkeit zu zeigen.

Von den zehn Instrumenten an Bord der Sonde stammen vier aus tschechischer Produktion. Es sind ein Koronograph, also eine Art Fernrohr zur Beobachtung der solaren Corona, ein Röntgenteleskop, ein Analysator elektromagnetischer Wellen sowie ein Analysator für Sonnenwinde. Letzteren hat Lubomír Přech mitentwickelt. In den vergangenen Tagen hatte dieser Analysator seinen ersten großen Auftritt. Denn der Solar Orbiter durchflog den Schweif des Kometen Atlas.

Sonnenkorona  (Foto: Ralf Künnemann,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 2.5)

„Wir haben da Ionen festgestellt, die durch die Interaktion der Sonnenwinde mit jenen Gasen entstanden sind, die aus dem Kometen heraustreten. Diese Ionen kommen normalerweise nicht in den Sonnenwinden vor. Wir müssen jetzt ihre Eigenschaften berechnen. Dadurch lässt sich voraussagen, wie sich der Schweif des Kometen entwickelt, wie er von den Sonnenwinden weitergetrieben wird“, so Lubomír Přech.

Im Übrigen musste der Analysator ziemlich plötzlich in Stellung gebracht werden – weil sich eben die Möglichkeit ergab, im Kometenschweif zu messen. Dazu der Wissenschaftler:

„Interessant ist, dass dies der erste Flug einer solchen Sonde durch einen Kometenschweif war, der vorhergesagt werden konnte. Zuvor gab es vielleicht fünf bis sechs ähnliche Durchflüge, aber diese wurden immer erst im Nachhinein aus den Daten festgestellt.“

Natürlich hoffen die Weltraumforscher auf noch viele weitere solche interessante Ereignisse. Das nächste Mal nähert sich der Solar Orbiter aber erst ab November nächsten Jahres wieder der Sonne an. In diesem zweiten sogenannten Perihel kommt er Anfang 2022 bis auf 48 Millionen Kilometer an den Planeten heran. Das soll die wissenschaftliche Hauptphase werden. Für den Sonnenwinde-Analysator dürfte das kein Problem sein. Seine Lebenszeit ist auf zehn Jahre berechnet.