Spenden per SMS - Mobilfunkbetreiber in der Kritik

Auch bei den Spenden für die Flutopfer in Südostasien hat die moderne Technik Einzug gehalten: Ein großer Teil traf bei den Hilfsorganisationen per SMS ein. Auf dem Weg geht allerdings einiges von den Spenden verloren. Es berichtet Thomas Kirschner.

Foto: Jana Sustova
Die Hilfsbereitschaft der Tschechen nach der verheerenden Naturkatastrophe in Südostasien lässt sich jeden Tag aufs Neue an dem Kontostand der Hilfsorganisationen ablesen. Fast 185 Millionen Kronen, rund 6,1 Millionen Euro gingen dort bislang ein - ein guter Teil davon auf eine ganz neue Art und Weise, nämlich per SMS. Es reicht, vom Handy aus eine Kurzmitteilung an eine Spenden-Hotline zu schicken - der Netzbetreiber bucht dann dafür rund 35 Kronen, etwa 1,15 Euro, vom Telefonguthaben ab und leitet diese auf das Konto der Organisation weiter. Allerdings nicht zur Gänze: Allein 5,7 der 35 Kronen werden als Mehrwertsteuer abgeführt. Kein kleiner Betrag, zumal die Zahl der Spenden-SMS inzwischen in die Millionen geht. Finanzminister Sobotka hat jedoch versprochen, die entsprechenden Steuereinnahmen ebenfalls der Asienhilfe zur Verfügung zu stellen. Weitere drei Kronen je SMS behalten allerdings die Netzbetreiber für ihre Dienste ein - für den Generalsekretär der tschechischen katholischen Caritas Jindrich Suchanek ein Grund, von einer solchen Form der Spendensammlung Abstand zu nehmen:

"Mir scheint es nicht ganz ideal, dass die Netzbetreiber für die Spenden-SMS drei Kronen in Rechnung stellen. Das ist zwar auf den ersten Blick ein kleiner Betrag, aber immerhin 10 Prozent der Spendensumme! Wenn wir eine Sammlung machen, dann schreibt uns der Staat vor, dass wir nicht mehr als fünf Prozent davon für Organisation und Verwaltung aufwenden dürfen. Und hier behalten sich die Unternehmen nun zehn Prozent ein - das ist entschieden unmoralisch."

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Am meisten Spenden per SMS hat die Hilfsorganisation ADRA gesammelt, mehr als 44,5 Millionen Kronen oder 1,5 Millionen Euro gingen bislang auf ihren Konten allein durch die Kurzmitteilungen ein. Der Verwaltungsratsvorsitzende von ADRA, Vitezslav Vurst, räumt Probleme ein, verweist jedoch darauf, dass es sich um eine ganz neue Spendenmethode handelt:

"Die Dinge lassen sich nicht voraussehen, da sich das ganze Projekt eigentlich erst entwickelt. Es handelt sich sozusagen um einen Versuchsballon in Europa, und wenn es gut funktioniert, dann werden auch andere Länder und andere Netzbetreiber daran Interesse haben. Jetzt müssen wir es erst einmal so nehmen, wie es ist, und mit Blick auf das Verfahren, das derzeit eigentlich erst entsteht, müssen wir in der nächsten Zeit dann Lösungen finden, wie die Dinge zukünftig zu handhaben sind. Ich würde also nicht sagen, dass der jetzige Zustand schlecht ist; er ist vielmehr normal, aber wir suchen einen Weg, ihn zu verbessern."

Die Mobilfunk-Netzbetreiber sind derweil unter den Druck der öffentlichen Meinung geraten. Die Gesellschaften Oskar, T-Mobile und Eurotel haben bereits über ihre Sprecher bekannt gegeben, sich ebenfalls mit großzügigen Spenden an der Hilfe für Asien beteiligen zu wollen.