Tschechien tritt der Europäischen Raumfahrtagentur ESA bei
Als erstes ehemaliges Ostblock-Land tritt Tschechien mit 1. Januar 2009 der europäischen Raumfahrtagentur ESA bei. Den entsprechenden Vertrag haben am Dienstag in Prag der Leiter der ESA, Jean-Jacques Dordain und Tschechiens Premierminister Mirek Topolánek unterzeichnet. Jitka Mladková im Gespräch mit Daniel Kortschak, der auf der Pressekonferenz war.
„Das ist die logische Konsequenz der seit 12 Jahren bestehenden intensiven Zusammenarbeit zwischen Tschechien und der ESA. Und in Tschechien hat die Raumfahrt eine lange Tradition: Früher war man war immer ein wichtiger Partner der Sowjetunion. Man darf nicht vergessen, dass der erste europäische Astronaut ein Tscheche war: Im März 1975 ist Vladimír Remek mit der Raumfähre Sojus 28 ins All geflogen.“
Welche konkreten Vorteile erwartet man sich durch den Beitritt zur ESA?
„Premier Topolánek hat am Dienstag auf der Pressekonferenz nach der Vertragsunterezichnung betont, dass Tschechien verstärkt auf Wissenschaft und Forschung setzen will:
‚Wir glauben, dass die Tschechische Republik langfristig nicht davon leben kann, dass sie billige Arbeitskräfte oder qualifizierte Arbeiter anbietet. In Zukunft haben wir nur eine Chance, wenn wir zur weltweiten Forschung und Entwicklung beitragen. Wir werden unser Potenzial in Wissenschaft und Forschung weiterentwickeln und so zu den Ländern mit dem größten Innovationspotenzial gehören.’
Man darf in diesem Zusammenhang auch nicht vergessen: Prag hat sich um den Sitz der Organisation beworben, die das europäische Satelliten-Navigationssystem Galileo verwalten soll. Die Entscheidung darüber soll laut Topolánek Ende 2009, Anfang 2010 fallen. Und dabei erhofft sich Tschechien einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil durch den ESA-Beitritt.“Was erwartet sich die ESA vom Beitritt Tschechiens?
„Man erhofft sich durch das tschechische Know-How eine Stärkung der ESA. Das hat auch der ESA-Chef Dordain auf der Pressekonferenz betont:
‚Sie haben alle industriellen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Voraussetzungen, ein vollwertiges Mitglied der ESA zu werden. Das wird die ESA sicher stärken, sie näher zum Bürger rücken und ihr mehr Gewicht in der Welt verleihen.‘
Das ist ein wichtiger Punkt und Dordain hat es auch angesprochen: Die ESA ist bisher im internationalen Vergleich eher schwach; vor allem gegenüber der NASA. Um das zu ändern, braucht man neue Mitglieder. Das eröffnet weiteren ehemaligen Ostblock-Staaten eine Beitrittsperspektive. Der ESA-Direktor hat das am Dienstag in Prag ganz deutlich gesagt: ‚Tschechien ist das erste dieser Länder. Viele weitere werden folgen.‘“