In Valasské Mezirící wurde ein Denkmal für die Holocaust-Opfer enthüllt
In der mährischen Stadt Valasské Mezirící haben sich Ende des 19. Jahrhunderts ca. 4 Prozent der Bewohner zur jüdischen Religion bekannt. Jüdische Familien beteiligten sich damals bedeutend an der unternehmerischen Entwicklung der Stadt. Vor 62 Jahren wurden die jüdischen Stadtbewohner in das Ghetto von Theresienstadt deportiert und von dort aus in die Konzentrationslager Auschwitz und Treblinka verschleppt. Am Vorabend dieses tragischen Jahrestags wurde in Valasské Mezirící ein Holocaust-Mahnmal enthüllt. Martina Schneibergova hat sich erkundigt.
"Das Vorhaben, ein Holocaust-Mahnmal zu errichten, wurde von Anfang an mit jüdischen Organisationen konsultiert und in Zusammenarbeit mit ihnen, vor allem mit der jüdischen Gemeinde in Ostrava (Mährisch Ostrau), verwirklicht. An der Gedenkveranstaltung am Montag nahm der einzige noch lebende Zeuge der tragischen Ereignisse, Herr Michal Honey, teil, der als Zwölfjähriger nach Theresienstadt deportiert wurde."
Das Denkmal wurde unweit der Stelle errichtet, wo einst die Synagoge stand, die in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts abgerissen wurde. Die dortigen Grabsteine nutzte man bei Bauarbeiten. Wie sieht das Denkmal aus?
"Eine Dominante des Denkmals stellt ein Sockel mit einem David-Stern dar. Der Stern wurde aus zwei Dreiecken verfertigt, das erste ist aus glattem Holz, und das andere aus Bahnschwellen, die den leidvollen Weg der Juden nach Theresienstadt symbolisieren. An den Transport erinnert auch ein, in die Erde eingepasstes Bahngleis, das mit Namen von zwölf Orten versehen ist, wo die jüdischen Einwohner aus Valasské Mezirící während des Krieges starben. Auf einer Marmorplatte kann man die Namen aller Ermordeten lesen."Während der Gedenkveranstaltung, an der u. a. der israelische Botschafter Arthur Avnon teilnahm, wurde ein Gebet für die Verstorbenen gelesen. Im Regionalmuseum im Schloss der Familie Kinsky eröffnete man danach eine Ausstellung mit dem Titel "Schätze der Synagoge von Valasské Mezirící". Zum ersten Mal nach 65 Jahren kann man in der Stadt Gegenstände besichtigen, die aus der abgerissenen Synagoge stammen und für die Ausstellung vom Jüdischen Museum in Prag ausgeliehen wurden. Zur Geschichte des jüdischen Volkes im 20. Jahrhundert wurde am Montagabend eine Diskussion organisiert.
Josef Benes zufolge wurde anlässlich der Enthüllung des Mahnmals ein Buch über die Geschichte der jüdischen Kommunität der Stadt herausgegeben. Sein Autor, der Leiter des Archivs in Vsetín Ladislav Baletka, fasste darin die Ergebnisse seiner 15 Jahre dauernden Forschungsarbeit zusammen. Es gelang ihm, in den Archiven Fotos der ermordeten Juden zu finden. Er befasst sich auch mit denjenigen Juden, die am Kampf gegen das Nazi-Deutschland beteiligt waren. Dies war ein bislang unbekanntes Kapitel. Es wird darin das Schicksal von Angehörigen einer Familie geschildert: Einer trat der tschechischen Armeeeinheit in der Sowjetunion bei, der andere kämpfte in Westeuropa.
Die Stadt habe sich - so Josef Benes - darum bemüht, auf verschiedenen Ebenen den heutigen Stadtbewohnern Kenntnisse über das vernachlässigte Geschichtskapitel der Stadt zu vermitteln.