Vorfahrensuche mit Hilfe einer Gen-Datenbank?
Die eigenen Vorfahren in den Tiefen der Geschichte ermitteln, Verwandte suchen, von denen man noch gar nichts wusste, oder Straftäter mithilfe der DNA überführen. Diesen Zwecken soll die Tschechische Nationale Genografische DNA-Datenbank dienen.
Nachforschungen nach Verwandten und Vorfahren. Das soll eine der wichtigsten Aufgaben der nationalen Gen-Datenbank sein. Dazu Jan Zastera von der Firma Genomac, die das Projekt betreibt:
"Wenn sich zwei Personen finden, bei denen sich die genetischen Kennzeichnen, die wir überprüfen gleichen, das heißt, wenn sich das genetische Profil deckt, dann wissen wir, dass diese beiden Menschen gemeinsame Vorfahren haben."
Die spezifischen Kennzeichen des genetischen Profils ändern sich im Laufe der Generationen nämlich nur sehr selten. Laut Zastera sei es sicher, dass diese sich mindestens seit 50 bis 60 Generationen nicht geändert haben. Aber auch in der Gegenwart soll die Datenbank die Verwandtschaftssuche erleichtern.
"Menschen in der Tschechischen Republik, die den gleichen Namen haben und offenbar nicht zur Familienlinie gehören, können zum Beispiel ermitteln, ob sie miteinander verwandt sind oder ob es Zufall ist, dass sie den gleichen Namen haben", so Zastera.
Auch im Bereich der Gesundheitsfürsorge soll die Datenbank in Zukunft eine Funktion erfüllen. Marek Mlynarik, Direktor des Gen-Datenbank-Projekts, nennt ein Beispiel:
"Der klassische Fall ist, dass wir in den Nachrichten hören, dass Fachleute an der Harvard-Universität zum Beispiel eine neue Mutation entdeckt haben, die für den Ausbruch von Krankheiten verantwortlich ist. Die Untersuchungen dafür wurden aber bestimmt in der amerikanischen Bevölkerung durchgeführt. Es kann also sein, dass diese Mutation für die tschechische Bevölkerung keine Bedeutung hat, weil die Genstruktur hier anders ist", erläutert Minarik.
Für alle diese Vorhaben gilt aber: Es müssen genügend Datensätze zur Verfügung stehen. In der Datenbank sind bisher 5000 genetische Proben erfasst, für 3000 von ihnen liegt ein Einverständnis der Besitzer vor, dass die Proben auch verwendet werden dürfen. Im Bereich der Verbrechensbekämpfung sind DNA-Tests schon länger üblich, um Täter zu überführen. In diesem Bereich erhofft sich Direktor Minarik in Zukunft große Vorteile von der Gen-Datenbank, wenn diese über genügend Proben verfüge. Durch DNA-Spuren, die am Tatort gefunden werden, könnte durch Datenabgleiche das Täterprofil ermittelt und der Kreis der Verdächtigen eingegrenzt werden. Bedenken, dass eine Datenbank mit solch privaten Informationen auch zu Missbrauch führen könnte, hat Minarik offenbar nicht. Die Datenbank sei anonym und enthalte keine Angaben über bestimmte Personen.