Wartezeiten bei Corona-Tests: Gesundheitsminister will Kapazitäten erhöhen
Seit einigen Tagen steigen in Tschechien wieder die Zahlen der Corona-Infizierten. Eigentlich müssten mehr Menschen getestet werden, doch es fehlt an Kapazitäten.
Die Zahl der Corona-Neuinfektionen pro Tag nähert sich langsam wieder den Werten aus dem Frühjahr. Doch die Testzentren sind teils abgebaut worden, nachdem der Notstand aufgehoben wurde. Wer derzeit einen Termin für einen Corona-Test will, der muss nicht selten zehn Tage warten. Deswegen probieren es manche einfach auf gut Glück. Pavlína Pažíková ist deswegen am Sonntag sehr früh aufgestanden und zum Prager Krankenhaus „Na Bulovce“ gefahren:
„Hier geht es schnell. Das habe ich schon vergangene Woche so gemacht. In einer Viertelstunde ist man durch.“
An zwölf Orten kann man sich derzeit in Prag auf das Coronavirus testen lassen. Manche Einrichtungen nehmen nur Klienten mit ärztlicher Überweisung, andere nur solche, die selbst zahlen. Das Krankenhaus „Na Bulovce“ akzeptiert beides. Zwar wird dort jeden Tag von 8 bis 18 Uhr getestet. Aber mittlerweile bewege man sich wieder an der Kapazitätsgrenze, sagte die Sprecherin des Klinikums, Simona Krautová, am Sonntag in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:
„Vor vielleicht zehn Tagen kamen rund 150 Menschen täglich für die Tests zu uns, jetzt sind es 350. Man kann sich entweder einen Termin geben lassen und hat dann Vorfahrt. Oder man kommt ohne Termin, und deswegen bilden sich lange Schlangen.“
In Prag ist die Lage dabei noch vergleichsweise gut. In Plzeň / Pilsen zum Beispiel, einer Großstadt mit knapp 180.000 Einwohnern, gibt es nur ein einziges Testzentrum: das Universitätsklinikum, das außerdem sehr eingeschränkte Besucherzeiten hat. Kein Wunder, wenn man dann mehrere Tage auf einen Termin warten muss. Der Regierungsbeauftragte für medizinische Forschung, Roman Prymula, ist unzufrieden mit diesem Stand.
„Ich finde das schlecht. Das System sollte eher so funktionieren, dass man nach zwei Tagen das Ergebnis seines Tests hat“, so der Epidemiologe.
Gesundheitsminister Adam Vojtěch (parteilos) hat mittlerweile versprochen zu handeln. Am Montag kündigte er im Tschechischen Fernsehen an, die Kapazitäten zumindest in den staatlich geleiteten Krankenhäusern deutlich zu erhöhen: von derzeit 4000 Tests am Tag auf 15.000. Das wäre sogar mehr als zu Beginn der Corona-Pandemie. Da lag die Obergrenze bei 9000 Tests täglich.
„Wir haben sicher Reserven, an denen wir arbeiten müssen. Da geht es vor allem um den Betrieb der Labore. Sie müssen schnelle Tests garantieren, die Proben dürfen nicht sozusagen vertrocknen. Es darf nicht das passieren, wozu es im Kreis Mährisch-Schlesien gekommen ist. Da hat das Labor am Freitag Proben erhalten, doch die Mitarbeiter nahmen sich für das verlängerte Wochenende frei und untersuchten die Proben erst am Dienstag. Deswegen brauchen wir ein Grundgerüst an Laboren“, sagte Vojtěch.
Am Dienstag verhandelt der Minister zudem mit den Leitern jener Krankenhäuser, die seinem Ressort unterstehen. Dies sind neun Universitätskliniken und zwei weitere Krankenhäuser in Prag. Sie testen bisher in sehr unterschiedlichem Umfang. Während die meisten dieser Häuser nur bis zu 300 Tests am Tag bewältigen, schafft das Universitätsklinikum im mährischen Olomouc / Olmütz sogar 2500.
Aber nichts anderes als die Tests bietet Sicherheit. Und es muss schnell gehen, damit das Leben einen Anschein von Normalität zurückerhält. So wie bei diesem jungen Prager, der einfach nichts riskieren will:
„Seit gestern bin ich im Urlaub, zugleich kam eine Nachricht von meinem Chef, dass es einen positiven Corona-Fall auf der Arbeit gegeben hat. Auch wenn das im Büro nebenan war, lasse ich mich lieber testen. Ich möchte das Virus nicht haben, weil wir uns um meine Großmutter kümmern, die Alzheimer hat. Sie wurde vorgestern getestet, und alles war ok.“