Bei Flucht schwer verwundeter fünfjähriger Ukrainer wird in Prag behandelt

Mischa aus Charkiw mit seinem Vater und seiner Oma

Die EU-Länder haben inzwischen mehr als 800 verletzte und kranke Menschen aus der Ukraine in ihren Krankenhäusern aufgenommen. Meistens wurden sie nach Deutschland, Italien und Spanien zur Behandlung überführt. Tschechien hat dem Gesundheitsministerium zufolge bisher nur einigen wenigen schwer Verletzten geholfen. Weitere rund 60 Patienten wurden nach direkter Vereinbarung mit den ukrainischen Krankenhäusern in tschechischen Kliniken behandelt. Dabei handelte es sich vorwiegend um krebskranke Kinder.

Uni-Klinik Prag Motol | Foto:  © Google

Zu den Kindern, die während des Kriegs in der Ukraine schwer verletzt wurden, gehört auch der fünfjährige Mischa aus Charkiw. Er wird derzeit in der Kinderneurochirurgie der Uni-Klinik Prag Motol behandelt. Auf seinem Kopf ist noch eine Wunde zu sehen. Arzt Miroslav Vaculík kontrolliert sie:

„Er hat eine Schädelverletzung erlitten, die durch eine Granate verursacht wurde. Die äußerste Hirnhaut war beschädigt, aber klinisch hatte die Verletzung keine Folgen. Ich gehe davon aus, dass der Junge ein Leben ohne Einschränkungen führen kann.“

Mischas Mutter  (links) wurde von den Russen erschossen | Foto:  Familienarchiv

Die Granate verletzte den Jungen, als seine Familie Mitte März versuchte, vor der russischen Okkupation zu entfliehen. Seine Mutter sei von den Russen erschossen und Mischa schwer verletzt worden, erzählt der Vater des Jungen:

„Ich gehe mit dem Jungen zu einer Psychologin, die aus der Ukraine nach Tschechien geflüchtet ist. Mischa weiß, dass er seine Mama verloren hat,“ fügt Mischas Vater hinzu.

Er beschrieb gegenüber den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks, wie alles passiert ist. Es seien Evakuierungskorridore eingerichtet worden, und er habe bei Freunden noch in Erfahrung gebracht, ob es möglich sei, durch die Korridore zu fahren, betont er. Die Russen haben jedoch auf das Auto der Familie gefeuert.

Die Russen haben auf das Auto der Familie gefeuert | Foto:  Familienarchiv

„Wir haben geschrien, dass wir Zivilpersonen sind und dass die Soldaten nicht auf uns schießen sollen,“ erzählt Mischas Vater, der von den Russen angeschossen wurde. Seine Frau und sein jüngerer Bruder überlebten die Reise nicht. Mischa wurde schwer verletzt. Zuerst wurde er im Keller des Krankenhauses im ukrainischen Mykolajiw behandelt, von dort aus wurde er nach Lwiw gebracht. Dort sprach die britische Organisation Smart Medical Aid den Vater des Jungen an, und sorgte dafür, dass Mischa Hunderte Kilometer weit in die Kinderklinik nach Prag gebracht wurde.

Im September erwartet ihn in Tschechien noch eine weitere Operation.

Mischa | Foto: ČT24

„Der Junge muss noch vorsichtig sein, denn es fehlt ihm noch ein kleines Stück Schädelknochen,“ sagt der behandelnde Arzt in der Klinik Motol.

Nach der Operation möchte die Familie zurück in die Ukraine reisen.

Aus Lwiw nach Tschechien wurden Mischa, sein Vater und seine Oma vom privaten Rettungsdienst Davepo Medevac gebracht. Dieser habe mehrere schwer verletzte Kinder aus der Ukraine nach Tschechien überführt und helfe dort auch weiterhin, erzählt der Geschäftsführer des Rettungsdienstes, David Veselý:

David Veselý | Foto:  ČT24

„Den Kindern, denen wir geholfen haben, drohte, dass sie nach einer Verletzung ihr ganzes Leben lang schwere Folgen haben werden. Einige von ihnen wären ohne eine entsprechende Behandlung gestorben.“

Einige Länder entsenden Sondermaschinen nach Polen, um die ukrainischen Patienten abzuholen. Miroslav Prchal arbeitet beim Rettungsdienst und leitet die Non-Profit-Organisation Girasole aus Südmähren. Er hilft, die Kranken und Verletzten mit dem Rettungswagen aus der Westukraine nach Polen zu bringen.

„Wir sind vor ein paar Tagen mit 15 Verletzten und ihrer Begleitung nach Polen gefahren. Von dort wurden die Menschen nach Dänemark ausgeflogen. Am nächsten Tag wurden acht Patienten nach Polen überführt, die anschließend nach Belgien flogen. Die meisten Verletzten, soweit ich mich erinnere, wurden nach Deutschland gebracht. Eine große Boeing war immer mit rund 40 Menschen besetzt.“

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