Festival „Mene Tekel“ erinnert an Palachs Nachfolger Jan Zajíc und Sándor Bauer
Studenten im Kampf gegen das totalitäre Regime. So lautet das Hauptthema des internationalen Festivals „Mene Tekel“ in Prag. Erinnert wird dabei unter anderem an den tschechischen Schüler Jan Zajíc. Er hatte sich vor 45 Jahren in Prag selbst verbrannt, um genauso wie zuvor Jan Palach die Gesellschaft aus der Lethargie nach der Okkupation der Tschechoslowakei durch die Truppen des Warschauer Paktes wachzurütteln. Weniger bekannt ist, dass Palach auch einen Nachahmer in Ungarn hatte – den Schüler Sándor Bauer.
„Studenten sind immer eine Kraft, die Änderungen in der Gesellschaft anstoßen. Sie wirken zudem wie ein Lackmuspapier, wenn in der Gesellschaft etwas nicht in Ordnung ist.“
Im Prager Karolinum werden im Rahmen des Festivals einige Ausstellungen gezeigt. Eine davon widmet sich Jan Palach und den Reaktionen auf seinen Tod. Palach hat sich am 16. Januar 1969 aus Protest gegen den Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes selbst verbrannt. Er starb drei Tage später an den Folgen der Verbrennungen. Eine andere Wanderausstellung beschreibt die Persönlichkeit von Jan Zajíc. Er war Schüler der Fachschule für Industrie und Verkehr in Šumperk / Mährisch Schönberg. Zajíc habe den Tod von Jan Palach sehr intensiv erlebt, sagt der Historiker Petr Blažek.
„Er nahm an einem Hungerstreik teil, den Jugendliche dort abgehalten haben, wo sich Jan Palach verbrannte. Ich bin davon überzeugt, dass dies die entscheidenden Momente für Jan Zajíc waren.“Der Schüler war enttäuscht, dass die Gesellschaft auf Palachs Tod nicht reagierte und entschied sich, selbst zu handeln. Am 25. Februar reiste der 18-Jährige nach Prag. Im Hof des Hauses Nr. 39 auf dem Wenzelsplatz hat er sich mit Lösungsmittel übergossen und angezündet. Er versuchte dann, durch die Fußgängerpassage auf den Wenzelsplatz zu rennen. Dies ist ihm aber nicht gelungen. Er starb, und niemand hat seine Tat gesehen. Der Historiker:
„Im Unterschied zu Palach hat Zajíc über seine geplante Tat vorher nicht nur mit seinen Freunden, sondern auch mit Lehrern gesprochen. Ein Großteil der Gesellschaft hat damals aber die Wiederholung der Tat nicht akzeptiert. Sie entsprach nicht den Vorstellungen der Leute davon, wie man handeln sollte.“Die Angehörigen von Jan Zajíc hatten große Probleme mit dem kommunistischen Regime. 20 Jahre lang verbot der Staat, der Tat des Schülers zu gedenken. Dies hat sich erst nach der Wende von 1989 geändert. Die Wanderausstellung für das Festival haben Schüler aus Šumperk zusammengestellt, wo Jan Zajíc zur Schule ging.
Eine weitere Ausstellung sowie ein Dokumentarfilm stellen im Karolinum den ungarischen Schüler Sándor Bauer vor, der in Tschechien fast unbekannt ist. Bauer hat sich einen Tag nach Palachs Tod vor dem Nationalmuseum in Budapest angezündet. Er starb am 23. Januar 1969, einen Monat vor seinem 17. Geburtstag. Der ungarische Botschafter in Tschechien, Tibor Petö, hat den Dokumentarfilm „Der Tod in den Flammen“ in Prag vorgestellt:
„In Budapest hat man damals gespürt, dass sich in der Tschechoslowakei etwas Vergleichbares wie 1956 in Ungarn abspielte. Sándor Bauer wurde nach seiner Tat gefragt, warum er das getan habe. Er antwortete, dass er dasselbe wie sein ´tschechischer Bruder´ Jan Palach in Prag gemacht habe. Sie haben sich aber nie getroffen. Die damalige ungarische Presseagentur gab über Bauers Tat nichts bekannt, aber alle haben gewusst, was passiert war.“
Das Festival Mene Tekel geht in Prag bis zum 3. März.