Feuchtgebiete für Vögel: Wie Biotope den Beständen in Tschechien helfen
In mehreren Feuchtgebieten in Tschechien gibt es Vogelparks. Dass sich diese Art von Schutz lohnt, beweisen mittlerweile die Zahlen. Darüber berichtete der Tschechische Rundfunk in seinen Inlandssendungen.
Dies ist der typische Ruf des Rotschenkels. Dieser schnepfenartige Vogel ist in Tschechien vom Aussterben bedroht. In den 1970er Jahren wurden hierzulande noch bis zu 150 Brutpaare gezählt. Nun sind es nur noch rund 30. An seinen roten Beinen und dem langen, rot-schwarzen Schnabel ist der Watvogel leicht zu erkennen. Dieses Jahr haben ihn die Ornithologen schon zum dritten Mal im Feuchtgebiets-Vogelpark auf der Josefswiese bei Jaroměř / Jermer in Ostböhmen entdeckt. Zwar würden solche Schutzzonen besonders diesen und ähnlichen bedrohten Vogelarten helfen, doch hätten sie noch eine breitere Funktion, erläutert Břeněk Michálek von der Tschechischen Ornithologischen Gesellschaft:
„Wir sehen uns selbst als progressive Organisation und betrachten die Natur als Ganzes. Auch Feuchtgebiete bedeuten für uns nicht nur Orte, an denen wir schöne Vögel beobachten können. Sondern es sind Ökosysteme, die für eine ganze Reihe von Lebewesen und Pflanzen wichtig sind.“
Den Rotschenkel haben die Vogelkundler nicht nur bei Jaroměř beobachten können, sondern auch im südmährischen Vogelpark Kosteliska. Dieses Gebiet zeichnet sich dadurch aus, dass Wasserflächen und trockene Sandbänke nebeneinander bestehen. Vor etwas mehr als einem Jahr wurde der Vogelpark eingerichtet. Die Wiesen in dem Naturschutzgebiet werden mit der Sense gemäht oder schonend beweidet. So sind in kurzer Zeit einige Tierarten bereits in die Gegend zurückgekehrt. Gašpar Čamlík vom südmährischen Ableger der Ornithologischen Gesellschaft:
„Wir haben bewusst eine Gegend ausgewählt, die durch die vielen Nährstoffe aus dem nahen Fischteich belastet ist. Zugleich wurde sich um dieses Stück Land lange nicht gekümmert, weswegen es ziemlich zugewachsen ist. Weil sich hier nasse und trockene Biotope miteinander abwechseln, besitzt diese Gegend großes Potenzial.“
Allerdings hat sich die Kanadische Goldrute als invasive Pflanzenart vor Ort stark ausgebreitet. Die Ornithologen gehen mit bloßen Händen gegen diese beliebte Zierpflanze vor und rupfen sie aus dem Boden. Zudem helfen Schafe bei der Arbeit.
„Die Stellen, an denen Schafe weiden, sind offen. Das gefällt vielen Vögeln. So ist hier unter anderem wieder eine Gänseweide entstanden. Aber auch weitere Vogelarten fliegen zur Futtersuche her, wie der Neuntöter oder der Wiedehopf. Hinter dem Zaun ist eine Art undurchdringlicher Dschungel aus Goldrute zu sehen, der praktische keine anderen Gewächse zulässt. Wenn man die Goldrute reduziert, wird die Gegend bunter und eignet sich nicht nur für andere Pflanzen, sondern auch für Insekten oder Vögel“, so Čamlík.
Vogelparks in Feuchtgebieten bieten aber noch weitere Vorteile. Zum Beispiel im Kampf gegen die Folgen des Klimawandels. Břeněk Michálek:
„Allgemein bekannt ist, dass Feuchtgebiete enorm viel Wasser binden. Dadurch können sie Wetter-Extreme ausgleichen. Das ist einer der wichtigsten Gründe, warum wir die Vogelparks vor allem in Feuchtgebieten anlegen.“
Neben den beiden genannten Vogelparks bestehen in Tschechien noch zwei weitere: auf der Wiese Mnišské louky bei Česká Lípa / Böhmisch Leipa in Nordböhmen und in der Sandgrube Malá Lipová bei Přerov / Prerau in Mittelmähren.