Nachruf: Die engagierte Schauspielerin

Táňa Fischerová (Foto: Michael Erhart, Archiv des Tschechischen Rundfunks)

Im Alter von 72 Jahren ist am Dienstag die tschechische Schauspielerin, Bürgeraktivistin und Politikerin Táňa Fischerová gestorben. Bei der ersten direkten Präsidentenwahl 2013 hatte sie für das Amt des Staatsoberhaupts kandidiert.

Táňa Fischerová  (Foto: Michael Erhart,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Táňa Fischerová stammte aus einer Künstlerfamilie. Ihre Mutter war Balletttänzerin, ihre Vater Theaterregisseur. Beide Eltern wurden während des Zweiten Weltkriegs ins KZ Ausschwitz verschleppt. Fischerová studierte an der Theaterakademie in Brno / Brünn. Schon während des Studiums spielte sie in einigen Filmen mit. Während der Dreharbeiten begegnete sie Schauspielern aus dem Prager Theater „Činoherní klub“. Dort erhielt sie dann 1967 ein Engagement. Vor einigen Jahren hat sich Fischerová im Tschechischen Fernsehen an ihre Tätigkeit auf der Prager Bühne erinnert:

„Das waren die sechs schönsten und wichtigsten Jahre, was meine Theaterarbeit betrifft. Ich habe immer gesagt: Das war mein Theaterparadies.“

Wie weitere Schauspieler auch wurde Táňa Fischerová im Jahr 1973 dazu gezwungen, den „Činoherní klub“ zu verlassen. Die Bühne war bei den Kommunisten in Ungnade gefallen. Dennoch spielte Fischerová noch in einigen Filmen mit. Letztlich wurde sie in den 1970er und 1980er Jahren aber aus der Künstlerszene praktisch hinausgedrängt.

Táňa Fischerová und Waldemar Matuška  (Foto: Archiv der Barrandov-Filmstudios)
1989 unterzeichnete die Schauspielerin die regimekritische Unterschriftenaktion „Několik vět“ (Einige Sätze). Nach der Wende engagierte sie sich in einigen NGOs. So war die Künstlerin unter anderem Schirmherrin des Umweltverbands Hnutí Duha (Bewegung Regenbogen), Ehrenvorsitzende der Gesellschaft für ein nachhaltiges Leben (STUŽ) und Mitglied von Amnesty International. 2002 wurde sie als parteilose Kandidatin für die Freiheitsunion (US) ins Abgeordnetenhaus gewählt. 2013 bewarb sie sich bei der ersten direkten Präsidentenwahl für das Amt. Die Teilnahme an der Politik sei für sie eine große Lehre gewesen, sagte Fischerová vor fünf Jahren in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:

„Die Einsicht in das ganze System und das Kennenlernen von vielen Menschen waren höchst interessant. Zudem habe ich viel über verschiedene Bereiche erfahren. Denn wenn über etwas abgestimmt wurde, wollte ich mehr darüber wissen. Aber natürlich: Wurde über 200 Programmpunkte entschieden, konnte ich nicht alles über jeden Bereich wissen. Manchmal muss man sich auf jemanden anderen aus der Fraktion verlassen.“

Táňa Fischerová  (Foto: Vlasta Bicakova,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0)
Nachdem Fischerová nicht das Rennen zum Staatspräsidenten machte, wurde sie Vorsitzende des tschechischen Helsinki-Ausschusses. Dessen jetzige Vorsitzende Lucie Rybová sagte, ihre Vorgängerin habe immer den Bedürftigen geholfen.

„Táňa Fischerová war einer der aufopferungsvollsten, tapfersten und nettesten Menschen. Sie hat ihre sämtliche Zeit neben der Betreuung ihres behinderten Sohns verschiedenen Menschenrechtsorganisationen einschließlich des Helsinki-Komitees gewidmet. Obwohl sie selbst an einer schweren Krankheit litt, hat sie die Bedürftigen nicht vergessen.“

Fernsehzuschauer lernten Fischerová auch als Moderatorin von Benefizkonzerten kennen, die an den Adventsonntagen übertragen wurden. Lucie Rybová:

„Ich denke, dass sie sehr viel Kraft hatte. Sie hat vor allem nie an sich selbst gedacht, sondern vor allem an die anderen. Sie hat für ihren Sohn gelebt, für alle anderen, für unsere Gesellschaft. Dies ist in der heutigen Welt sehr selten.“