Prager Pinkas-Synagoge wurde nach Flutkatastrophe wieder geöffnet

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Während der Flutkatastrophe, die im vergangenen Sommer über die tschechische Hauptstadt hereinbrach, wurden auch mehrere historische Sehenswürdigkeiten überschwemmt und beschädigt, darunter die Pinkas-Synagoge. Nach fast vierzehn Monaten wurde sie am Montag vom Prager Jüdischen Museum wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Martina Schneibergova war dabei.

Die Prager Pinkas-Synagoge ist neben der Altneu-Synagoge und dem Alten jüdischen Friedhof die am besten erhaltene Sehenswürdigkeit der ehemaligen Prager Judenstadt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Synagoge in eine Gedenkstätte für die Holocaust-Opfer umgewandelt. An die Wände der Synagoge wurden 77.297 Namen tschechischer Juden geschrieben, die während der Nazi-Okkupation ermordet wurden. Neben den Namen wurden auch persönliche Daten und die Heimatgemeinden der Opfer notiert. Nach der Okkupation der Tschechoslowakei durch die Warschauer Vertragsstaaten im Jahre 1968 wurde die Gedenkstätte für mehr als zwanzig Jahre geschlossen, die Inschriften wurden beschädigt und allmählich beseitigt. Erst nach der Wende von 1989 konnte die Synagoge einschließlich der Opfernamen wieder renoviert und auch als Gedenkstätte geöffnet werden.

Inschriften
Während der Hochwasserkatastrophe stand das Wasser in der Synagoge anderthalb Meter hoch und beschädigte auch die vor einigen Jahren restaurierten Inschriften. Die Schäden wurden später auf 8 Mio. Kronen (umgerechnet ca. 270.000 Euro) beziffert. Die Renovierung der Räumlichkeiten wurde teilweise durch Spenden aus dem Ausland finanziert. Die gesamte Rekonstruktion wurde jedoch noch nicht beendet. Im Oktober wird man mit der Wiederherstellung der stark beschädigten Inschriften beginnen, die vollständig beseitigt werden mussten.

Ausstellung von Kinderzeichnungen aus Terezín
In der ersten Etage der Synagoge wurde vom Jüdischen Museum erneut die ständige Ausstellung von Kinderzeichnungen aus Terezín/Theresienstadt untergebracht. Die Kuratorin der Ausstellung, Michaela Hájková, beschrieb die Ausstellung wie folgt:

Hochwasser in der Pinkas-Synagoge  (Foto: Dana Cabanova und Petr Kliment)
"Die Ausstellung von Kinderzeichungen aus Terezín trägt den Untertitel ´Die Geschichte der Kinder´ und wurde als eine Art Mini-Geschichte zusammengestellt, damit auch ein Besucher, der sich in der Geschichte nicht auskennt, begreifen kann, wie das Leben der jüdischen Kinder aussah - vom Anfang der Okkupation im März 1939 an. Es geht um Illustrationen des Alltagslebens im Ghetto Theresienstadt, die das Leben der Kinder in Kinderheimen betreffen bis zu den Transporten in das KZ Auschwitz. Es werden hier an 180 Kinderzeichnungen und Alltagsgegenstände ausgestellt. Erwachsene Gefangene aus dem Ghetto in Theresienstadt wurden hier nicht miteinbezogen. Die Ausstellung konzentriert sich wirklich darauf, das Leben der Kinder im Ghetto zu beschreiben."

Hochwasser in der Pinkas-Synagoge  (Foto: Dana Cabanova und Petr Kliment)
In der Ausstellung kann nur ein Bruchteil von den insgesamt 4.000 Kinderzeichnungen gezeigt werden, die sich in den Sammlungen des Jüdischen Museums befinden. Die Kinderzeichnungen wurden gleich nach der Befreiung Theresienstadts im Jahre 1945 Bestandteil der Sammlungen des Museums. Sie wurden in zwei Koffern aufbewahrt, die dem Museum übergeben wurden. Es handelte sich um eine Auswahl von Zeichnungen, die von Friedel Dicker-Brandeis, einer Bauhaus-Schülerin und Zeichenlehrerin der Theresienstädter Kinder zusammengetragen wurden.