Modernistische Architektur unter nationalen Kulturdenkmälern
Moderne Wohnhäuser, ein Vergnügungspalais und ein barockes Sanatorium – 15 weitere Bauten hat die Regierung zu nationalen Kulturdenkmälern erklärt. Dabei wählte das zuständige Kulturministerium viele Gebäude, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erbaut wurden.
Dazu gehört auch das Stadtmuseum im ostböhmischen Jaroměř / Jermer, das im sogenannten „Wenke-Haus“ untergebracht ist. Die Familie Wenke betrieb seit den 1870-er Jahren einen Versand-Großhandel. Josef Wenke habe Anfang des 20. Jahrhunderts den Architekten Josef Gočár mit dem Bau eines kubistischen Kaufhauses beauftragt, erzählt Olga Mertlíková vom Stadtmuseum in Jaroměř:
„Auf einem freien Grundstück entstand in den Jahren 1910-1911 ein herrliches Haus, das als die architektonische Perle der Stadt Jaroměř gilt. In keiner Kleinstadt hat es vor dem Ersten Weltkrieg ein derartiges Kaufhaus gegeben.“Josef Gočár war damals 30 Jahre alt. Wenke gefiel insbesondere das Treppenhaus, das der Architekt für die Marienkirche in Hradec Králové entworfen hatte.
„Wenke lehnte die Entwürfe von anderen Architekten ab, die noch vom Jugendstil beeinflusst waren. Er beauftragte Gočár mit dem Bau des Hauses, und das war eine gute Idee.“
Die Reaktionen in der damaligen Tagespresse seien begeistert gewesen, erzählt Olga Mertlíková. Der Kubismus setzte sich dann ihren Worten zufolge schnell durch.
Eine andere Gruppe unter den neuen Kulturdenkmäler bilden Bauten, die sich entweder wiederholt um den begehrten Status bewarben, oder deren Wert erst in letzter Zeit entdeckt wurde. Dazu gehören beispielsweise die Baufragmente der romanischen Burg im westböhmischen Cheb / Eger oder der Friedhof im Prager Stadtteil Ďáblice, wo politische Gefangene und Widerstandskämpfer bestattet wurden. Zu Kulturdenkmälern wurden auch das Prager Barockareal Invalidovna sowie das Palais Lucerna auf dem Wenzelsplatz erklärt.