Wasser für Prag

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Woher kommt das Trinkwasser? Was beeinflusst das Auffangen von Nährstoffen im Boden? Kann man etwas dafür tun, dass das Wasser, das in die Wasserwerke fließt, sauberer wird? Die Antwort auf diese sowie andere Fragen versucht eine Ausstellung zu geben, die unter dem Titel "Wasser für Prag" im Nationalmuseum für Landwirtschaft zu sehen ist. Martina Schneibergova lädt Sie im folgenden "Spaziergang durch Prag" in das Museum ein.

Berenika Polickova
Das Trinkwasser wird immer wertvoller und wichtiger, auch wenn es uns in den mitteleuropäischen klimatischen Bedingungen auf den ersten Blick nicht so vorkommt, sagt Berenika Polickova. Sie ist Kuratorin der Ausstellung, die unter dem Titel "Wasser für Prag" vor kurzem im Prager Nationalmuseum für Landwirtschaft eröffnet wurde. Berenika Polickova hat die Ausstellung auch initiiert:

"Was mit dem Wasser in unserer Natur passiert, ist so alarmierend, dass wir uns entschieden, eine Ausstellung zu diesem Thema zu machen. Der zweite Anlass für die Schau war unsere Zusammenarbeit mit der Tschechischen Akademie der Wissenschaften und mit zwei norwegischen Forschungsinstituten an einem Projekt, in dessen Rahmen wir uns mit dem Wasser im Fluss Zelivka befasst haben, der eines der Trinkwasserreservoirs für Prag ist. Wir versuchten dabei zu erforschen, ob und in wie weit die Bauern bereit wären, etwas für ein saubereres Wasser zu tun."

Alles rund ums Trinkwasser, über Wasseraufbereitung und die Möglichkeiten, sich rücksichtvoller an den Wasserquellen zu verhalten - dies können die Besucher in den drei Ausstellungsräumen erfahren. Zuerst wird hier sehr anschaulich der Wasserkreislauf dargestellt. Die Präsentation ist der Kuratorin zufolge nicht nur für Schüler, sondern auch für Erwachsene bestimmt, die über die Naturgesetze oft nur wenig wissen:

Wasseraufbereitungsanlage  in Podoli,  Prag
"Wir arbeiteten bei der Vorbereitung der Ausstellung mit Experten von der Tschechischen Akademie der Wissenschaften zusammen, die sich Jahre lang mit Wasserausdünstung auf Betonflächen und mit Wasserversickern auf Grünflächen beschäftigt haben. Einige dieser Verfahren kann man im nächsten Raum ausprobieren. Man kann hier testen, wie viel Wasser eine grüne Landschaft aufsaugt und es dann mit einer bebauten Betonfläche vergleichen. Außerdem wird gezeigt, welche Bäume mehr und welche weniger Wasser ausdünsten."

Das Trinkwasser für die tschechische Hauptstadt stammt aus drei Orten: aus dem Wasserwerk in Karany, das am Zusammenfluss der Elbe mit der Jizera / Iser liegt, aus dem Wasserwerk am Fluss Zelivka und aus der Wasseraufbereitungsanlage im Stadtteil Podoli in Prag. Zelivka ist die größte und modernste Aufbereitungsanlage für Prag. Berenika Polickova beschreibt den Aufbereitungsprozess von Zelivka, der auf einem Schema in der Ausstellung dargestellt wird:

Zelivka
"Das Wasser wird an einer Stelle geschöpft, ins Wasser kommt das Aluminiumsulfat, das wirkt sich auf die Unreinheiten aus. Danach werden Chemiestoffe zugemischt, deren Proben hier zu sehen sind. Das Wasser fließt durch Sandfilter und wird mit weiteren Chemiestoffen aufbereitet. Zum Schluss wird das künftige Trinkwasser ozonisiert - wegen der Sinneseigenschaften und außerdem werden damit die letzten Bakterien beseitigt, die darin theoretisch noch sein könnten."

Am ältesten von den drei Wasserressourcen für Prag ist das Wasserwerk in Karany, das bereits 1914 in Betrieb genommen wurde. Das Wasser von Karany ist hat die beste Qualität. Etwa fünfzig Jahre lang stellte Karany die entscheidende Wasserressource für Prag dar. Mit der Erweiterung der tschechoslowakischen beziehugnsweise tschechischen Metropole mussten jedoch neue Trinkwasserquellen gesucht werden. Heute beträgt der Anteil von Karany an der Wasserversorgung von Prag nur noch 23 Prozent.

Die Vielfalt der Landschaft und ihr Einfluss auf die Wassermenge und Wasserqualität werden im dritten Teil der Ausstellung dargestellt. An zwei großen Landschaftsmodellen demonstrieren die Mitarbeiter des Museums die grundlegenden Unterschiede zwischen einer vielfältigen Landschaft und den großen Äckern und Feldern. Sie arbeiteten auch konkrete Vorschläge für den Umgang mit Landschaft und Wasser aus:

"In unseren Vorschlägen geht es darum, dass eine Landschaft, die vielfältig ist, das Wasser viel besser aufsaugt als eine monokulturelle Landschaft - beispielsweise große Äcker und Felder ohne Raine. Es handelt sich um Maßnahmen, die sehr notwendig wären. Aber wir wissen, dass das geltende Wassergesetz es nicht ermöglicht, viele dieser Maßnahmen in die Tat umzusetzen. Wir wissen außerdem aus der Praxis, dass man diese Vorschläge ignoriert oder eher völlig gegensätzlich handelt. Dies liegt jedoch eher an der Einstellung des Landwirtschaftsministeriums. Wir können die Menschen nur beraten, wie die die Landschaft schonenden Maßnahmen aussehen sollten. Um die Aufklärung sowie die Durchsetzung der Vorschläge bemühen sich auch verschiedene Forschungsinstitute. Zurzeit gelingt es leider nicht."

Je sauberer das Wasser ist, das in die Wasseraufbereitungsanlage fließt, desto niedriger werden die Wasseraufbereitungskosten und desto besser kann das Wasser gereinigt werden. Im Endeffekt wird auch das Leitungswasser besser. Dann braucht man auch kein Trinkwasser in Plastikflaschen kaufen, meint die Kuratorin. Ihren Worten zufolge ist das Leitungswasser von einer viel besseren Qualität als das Wasser in den Plastikflaschen, das wir gewöhnt sind, zu kaufen.

"Denn das Leitungswasser ist immer lebendig, es ist ein fließendes Wasser und nicht Wasser, das irgendwo in einem Laden ein halbes Jahr lang tot herumsteht."

Die Ausstellung mit dem Titel "Voda pro Prahu / Wasser für Prag" ist im Nationalmuseum für Landwirtschaft in Prag - Letna bis zum 30. September zu sehen.

Foto: Autorin