Sein und Schein: Gesunde Ernährung der Tschechen

Die persönliche Vitalität gilt als Synonym für Gesundheit, Lebensenergie und Optimismus. Vital bis ins hohe Alter zu bleiben möchten wohl alle Menschen auf der Welt. Nicht alle sind aber bereit, diesem Ziel ihren Lebensstil, namentlich ihre körperliche Aktivitäten und Ernährung anzupassen. Die internationale Firma Unilever, die seit 1992 auch am tschechischen Markt präsent ist, hat vor kurzem die Gewohnheiten der Tschechen in Bezug auf die gesunde Ernährung unter die Lupe genommen.

Sollte man den Leuten glauben, die als Querschnitt der Bevölkerung im Rahmen der Studie getestet wurden, müsste man sich wundern, warum Tschechien zur Weltspitze der fettleibigen Nationen gehört. Auf einige Diskrepanzen zwischen Sein und Schein wies der Unilever-Ernährungsexperte Petr Hantych im Tschechischen Rundfunk hin:

"In unserer Studie hat sich bestätigt, dass 64 Prozent der Testpersonen auf gesunde Ernährung achten. Der Rest, 36 Prozent also, will sich hingegen mit dem Begriff "gesunde Ernährung" in keiner Weise identifizieren. Und das ist eine erschreckend hohe Zahl im Vergleich mit dem Ausland."

Die Studie hat unter anderem auch gezeigt, dass in der tschechischen Gesellschaft die Überzeugung vorherrscht, dass man sich im Ernährungsbereich gut auskenne. In Wirklichkeit aber hat etwa die Hälfte der Tschechen Probleme damit, sich zu orientieren, was gesund und was nicht gesund ist. Petr Hantych erläutert:

"Wenn man sich anschaut, was die Menschen kaufen, dann erhält man den Eindruck, dass sie überhaupt nicht lesen, was auf den Produktverpackungen geschrieben steht. Es wird so viel Ungesundes gekauft. Dabei haben sich im Rahmen unserer Erforschung nur 20 Prozent der Menschen dazu bekannt, die Verpackungsangaben nie zu lesen. Sehr viele sprachen hingegen von ihrem Interesse, sich vorher zu informieren, ob das eine oder andere Produkt gut für sie ist."

Und was essen die Tschechen also besonders gern?

"Allgemein gesagt, naschen die Tschechen sehr gerne Süßes. Uns hat aber überrascht, was sie vorzugsweise als ihre Lieblingshäppchen bezeichnet haben. Es sind einfache Dinge: Bananen, überhaupt Obst, und gleich danach Eiscreme."

Statistikangaben zufolge beläuft sich der Pro-Kopf-Konsum an Eis bei den Tschechen auf sieben Liter im Jahr. In der erwähnten Studie haben 40 Prozent der Testpersonen Eiscreme als "gesunde Ernährung" bezeichnet. Fest steht, und das bestätigen auch viele Ernährungsexperten, dass es eine ganze Reihe anderer Produkte gibt, die im Vergleich zu Eis viel größere "Kalorienbomben" sind.

Noch größere Dickmacher sind die Weißmehlprodukte. Das traditionelle Grundnahrungsmittel der Tschechen, das Dunkelbrot nämlich, wird zunehmend durch Weißmehlprodukte wie zum Beispiel Semmeln und Kuchen jeder Art ersetzt. Seit dem Wendejahr 1989 sank hierzulande der jährliche Pro-Kopf-Konsum von Brot um 6,3 Prozent auf 53 Kilo im Jahr 2005.Im selben Jahr verzehrte jeder Tscheche 44 Kilo Weißmehlgebäck, vor allem also Kuchen - um ein Drittel mehr als 1989!