Tschechien ermöglicht Corona-Impfungen für Ausländer ohne gesetzliche Krankenversicherung

In Tschechien war bisher eine Corona-Impfung nur möglich, wenn man im Land krankenversichert ist. Seit Freitag können aber auch Selbstzahler sich immunisieren lassen. Das kommt den vielen Ausländern aus Drittländern zugute, die nicht bei einer gesetzlichen Krankenversicherung angemeldet sind.

María Isabel del Pozo | Foto:  ČT24

Es geht um Menschen wie María Isabel del Pozo…

„Ich bin 79 Jahre alt und denke, dass ich die Impfung brauche. Denn meine Familie mit kleinen Kindern lebt hier“, sagte die Frau aus Ecuador gegenüber dem Tschechischen Fernsehen.

Am Freitag konnte sie sich endlich zur Impfung registrieren. Dass dies nun möglich ist, dafür hat besonders der Prager Oberbürgermeister Zdeněk Hřib (Piraten) gekämpft:

„Wenn die Impfkampagne wirklich als Maßnahme zum Schutz der gesamten Bevölkerung gegen die Ausbreitung des Corona-Pandemie gedacht sein soll, dann müssen so viele Menschen wie möglich immunisiert werden. Das heißt, dass wir auch nicht um die Impfung von Ausländern herumkommen. Gerade in Prag leben viele von ihnen, hier sind es mehrere Hunderttausend Menschen.“

Illustrationsfoto: Jan Felix Christiansen,  Pixabay,  CC0 1.0 DEED

Sie können sich nun hierzulande das Mittel von Biontech/Pfizer spritzen lassen. Der Preis liegt bei maximal 810 Kronen (31 Euro) und kann vor Ort bezahlt werden.

Dazu muss man sich im zentralen Registrierungssystem (registrace.mzcr.cz/samoplatci) anmelden. Dies ist auch auf Englisch möglich. Zugelassen sind dabei alle Ausländer aus Drittstaaten mit einer Daueraufenthaltsgenehmigung. Außerdem können sich nun auch EU-Ausländer impfen lassen, die nur eine vorübergehende Bleibeerlaubnis haben, sowie ihre Familienmitglieder.

„In jedem Kreis gibt es für diese Gruppe an Bewohnern mindestens ein Impfzentrum. In Prag sind es sogar sechs, inklusive des großen O2-Universums. In den meisten Gegenden Tschechiens werden ab sofort Termine vergeben. Die Prager Zentren haben uns jedoch geschrieben, dass sie erst Mitte Juni damit beginnen werden“, erläutert Gabriela Štěpanyová, Sprecherin des Gesundheitsministeriums.

Illustrationsfoto: Phil Roeder,  Flickr,  CC BY 2.0

Im mährischen Olomouc / Olmütz zum Beispiel ist das Uniklinikum die Anlaufstelle für Ausländer…

„Wir haben ein spezielles Gesundheitsteam zusammengestellt, das mehrere Fremdsprachen spricht. Zudem werden jeweils bestimmte Tage und Uhrzeiten nur Selbstzahlern und Ausländern vorbehalten sein“, so Jiřina Cahlíková, die am Uniklinikum für den Bereich „Krankenhausqualität“ verantwortlich ist.

Wie viele Ausländer ohne gesetzliche Krankenversicherung in Tschechien leben, ist nicht bekannt. Die Statistiken führt ansonsten das Innenministerium. Demnach hatten 656.000 Menschen aus anderen Ländern zu Ende des ersten Quartals dieses Jahres eine Aufenthaltserlaubnis in Tschechien.

Autoren: Till Janzer , Andrea Kubová
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