Tschechische Landwirtschaft vor dem EU-Beitritt
Der Countdown läuft, gibt es dieser Tage immer wieder zu hören. Mit Recht. Gemeint ist nämlich der 1.Mai, Tag des EU-Beitritts Tschechiens. Die einen sehen ihm mit Hoffnung, die anderen wiederum mit Angst entgegen. Dies trifft auch für die tschechischen Landwirte zu. Einen Einblick in diesen Bereich will Ihnen Jitka Mladkova im folgenden Beitrag vermitteln:
" Die Befürchtungen ergeben sich vor allem aus der Tatsache, dass die Höhe der ausgehandelten Produktionsquoten bzw. - limits dem Produktionsniveau der Landwirtschaft in der Vorkriegstschechoslowakei entsprechen. Das Volumen unserer Landwirtschaftsproduktion, in Festpreisen ausgedrückt, wird in etwa der Produktion des Jahres 1937 entsprechen. Das wird uns einige Jahre lang beschränken und das Produktionsniveau drücken."
Einen anderen Risikofaktor sieht Zahorka in den niedrigeren Direktzahlungen im Vergleich mit den jetzigen EU-Ländern. Die EU zahlt den Landwirten nur 25 Prozent der in der Union üblichen Zahlungen, wobei der jeweilige Staat diese auf bis zu insgesamt 55 Prozent anheben kann. Als einen besonders gravierenden Nachteil der tschechischen Landwirtschaft nennt der Sekretär der Agrarkammer die extrem hohe Verschuldung in diesem Bereich. Diese sei z.B. auf unbezahlte Kredite, Zahlungen für das einst verstaatlichte und dann privatisierte Eigentum im Rahmen der Restitutionen und nicht zuletzt auch auf Schäden der verheerenden Hochwasserkatastrophen 1997 und 2002 zurückzuführen. Laut Zahorka konnte die tschechische Landwirtschaft in den zurückliegenden 14 Jahren nur in drei Jahren einen Gewinn aufweisen. Gibt es also etwas, was die Landwirte hierzulande trotz der befürchteten Nachteile doch als positiv wahrnehmen? Noch einmal Jan Zahorka:"Wir erwarten vor allem stabilere Bedingungen bei der Marktregulierung, namentlich im Bereich der Getreide - und Milchproduktion. Gleichfalls sind wir der Ansicht, dass sich die geplante Reform der EU-Agrarpolitik, die etwa in zwei Jahren umgesetzt werden soll, auf Umweltschutz, Förderung des ländlichen Raumes usw. orientieren wird. Hier hängt es schon von uns ab, wie wir damit fertig werden. Wir haben mittlerweile entsprechende Pläne ausgearbeitet und die darin vorgesehenen Maßnahmen sollten uns dazu verhelfen, nicht als Outsider in Europa zu gelten."