Vierzig Jahre Prager Quadriennale
Alle vier Jahre schlägt das Herz der Theaterwelt in Prag ein bisschen höher. Am 15. Juni öffnet bereits zum 11. Mal unter dem Namen "Prague Quadriennale 2007" die größte internationale Wettbewerbsausstellung für Bühnenbild und Theaterarchitektur ihre Tore. Für die Ausstellung, die traditionsgemäß im Industriepalast auf dem Prager Messegelände stattfindet, hat sich eine Rekordzahl von rund 5000 Gästen aus beinahe 60 Ländern angemeldet.
"Die Meisten, die in diesen zehn Tagen in den Industriepalast kommen, werden - da bin ich mir sicher - von der enormen Menge der ideenreichen Installationen, interaktiven Ausstellungen, Workshops oder all den Theatervorstellungen, die sich in dem riesigen Raum abspielen, einfach fasziniert sein,"
sagt der langjährige Quadriennale-Direktor Ondrej Cerny. Die "PQ", wie die Megaveranstaltung abgekürzt wird, sprengt aber die Wände ihres bisherigen Quartiers und zieht zum ersten Mal auch in die Stadt hinaus, um ein breiteres Publikum in das Theaterfest einzubeziehen.
Mehrere Dutzend Live-Vorstellungen, Performances, Kunstinstallationen, oder so genannte Site-specific-Projekte, audiovisuelle Shows, Vorträge und Workshops stehen täglich auf dem Programm. Im historischen Zentrum Prags kommen Passanten kaum daran vorbei. Sie sollen nicht nur als Zuschauer involviert werden. Sie werden auch, wie die Dramaturgie es vorsieht, direkt "attackiert". Nämlich durch eine internationale Truppe von rund 50 Performern, um zum Beispiel Erinnerungen an die Irak-Invasion der Alliierten hervorzurufen. Nach dem Vorbild von Fernsehbrücken wird Prag mittels authentischer Sounds in einer Live-Schaltung via Satellit mit verschiedenen Städten der Welt vernetzt. Die Praga Theatralis macht sich zwei Stunden lang präsent durch Geräusche vom Masaryk-Bahnhof unter anderem in San Francisco, New York und auch in anderen Orten der Welt. Die Aufzählung der einzelnen Aktionen der Quadriennale 2007 wäre recht lang, ebenso die Liste mit klangvollen Namen von Bühnenbildnern aus der ganzen Welt, die dieser Tage den Weg nach Prag gefunden haben. Sie sind vor allen Dingen gekommen, um Workshops für die Nachwuchsgeneration der angehenden Theatermacher zu leiten. Übrigens: Zum Prager Stelldichein der Letzteren, nämlich zum "Scenofest", dem traditionellen Bestandteil der Prager Quadriennale, finden sich diesmal schätzungsweise um die 2000 Kunsthochschulstudenten oder junge Absolventen ein. Auch sie sind aus der ganzen Welt, wie sich versteht.Einer von ihnen ist Govin Rubin aus Malaysia, der am Victorian College of Arts im australischen Melbourn studiert und in Prag an einem Workshop des namhaften französischen Szenografen Jean-Guy Lecat teilnimmt. Er habe hier eine tolle Atmosphäre und viele internationale Freunde gefunden. Govins australischer Freund Danny, frischgebackener Absolvent derselben Kunsthochschule, will sich in Prag nach Trends in der Bühnenbildkunst umsehen und vergleichen, welche Einflüsse gleich sind und ob es Unterschiede gibt.