Einzigartiger Auenwald am March-Thaya-Zusammenfluss wird Landschaftsschutzgebiet
Die Auen- und Wiesenregion rund um den Zusammenfluss von March und Thaya wird zum Landschaftsschutzgebiet erklärt. Dies hat die tschechische Regierung am Mittwoch beschlossen.
Mährisch Amazonien wird dieser schöne Fleck Erde auch genannt. Er befindet sich dort, wo die Flüsse Morava / March und Dyje / Thaya zusammentreffen: im südlichsten Zipfel von Mähren, an der Grenze zu Österreich und zur Slowakei. Das größte erhaltene Auenareal will die tschechische Regierung am 1. Juli dieses Jahres zum Landschaftsschutzgebiet erklären. Eine besondere Pflege kommt der Region schon jetzt zu, da es Teil des EU-Programms Natura 2000 ist. Warum die Regierungsentscheidung vom Mittwoch trotzdem hohe Bedeutung hat, erläuterte Pavel Pešout, stellvertretender Direktor der Agentur für Natur- und Landschaftsschutz (AOPK ČR), in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:
„Dieses einmalige Areal war schon vor 75 Jahren als Landschaftsschutzgebiet vorgesehen. Seitdem hat die Tschechische Republik es für eine ganze Reihe von europäischen und weltweiten Listen vorgeschlagen, um seinen Schutz zu garantieren. Solch eine Verpflichtung fehlte aber immer noch auf nationaler Ebene.“
Diese Lücke wird nun geschlossen. „CHKO Soutok“ ist die tschechische Bezeichnung für das künftige „Landschaftsschutzgebiet Zusammenfluss“. Auf 120 Quadratkilometern leben Hunderte von seltenen Tierarten, wie etwa der Donau-Kammmolch und der Kaiseradler. 2018 wurde dort sogar ein ganz neuer Käfer entdeckt, dessen lateinischer Name Paranovelsis moravicus lautet.
Im Regierungsprogramm von Premier Petr Fiala (Bürgerdemokraten) war eigentlich die Gründung eines Nationalparks vorgesehen. Dies hatte jedoch nie die Unterstützung der Naturschutzagentur. Pešout erläutert, warum:
„In dem gesamten Schutzsystem Tschechiens liegt bei einem Landschaftsschutzgebiet der Hauptfokus eben auf der Landschaft. Dies betrifft vor allem die Kulturlandschaft. Die Region rund um den March-Thaya-Zusammenfluss ist seit Urzeiten besiedelt und vom Menschen geformt. Das Ziel ist nun der Schutz des Gebietes in seiner Gesamtheit, mit ihrem naturgegebenen, aber auch kulturellen Erbe.“
Ein Nationalpark müsste zudem gesetzlich beschlossen werden. Die Ausrufung des Landschaftsschutzgebietes Soutok kann nun jedoch schneller erfolgen. Dies wiederum gefällt nicht allen angrenzenden Gemeinden. Die Stadt Lanžhot / Landshut zum Beispiel hält den Prozess für übereilt. Bedenken zu negativen Auswirkungen auf die Forst- oder Wasserwirtschaft werden geäußert, und auch Jäger, Fischer oder Imker befürchten Einschränkungen. Darauf reagiert Pešout mit den Worten:
„Das betreffende Waldgebiet ist zu 97 Prozent in staatlichem Besitz. Dort gibt es bereits Festlegungen zur Bewirtschaftung. Für die normale Bevölkerung dieser Region wird sich nicht viel ändern. Man kann weiterhin den Wald besuchen und auch Waldfrüchte sammeln. Die einzige neue Einschränkung wird sein, dass man mit dem Auto und mit Campinganhängern nicht mehr außerhalb der Straßen fahren kann. Und in den am strengsten geschützten Zonen dürfen keine Pestizide mehr eingesetzt werden.“
Es habe bei den Vorverhandlungen etwa 300 Treffen mit den Verwaltungen, Anwohnern und Unternehmern gegeben, betont Pešout. Und auch Umweltminister Petr Hladík (Christdemokraten) beruhigt:
„Der Schutzstatus wird ein Gebiet abdecken, in denen es keine bewohnten Orte gibt. Es handelt sich also nur um einen weiten Komplex an Auenwäldern, Wiesen und auch landwirtschaftlich genutzten Grundstücken. Alles erstreckt sich auf ein Katastergebiet, das zu 20 Gemeinden gehört.“
Diese Gemeinden sind nun zur Mithilfe bei der Erarbeitung eines sogenannten Planes für die Naturpflege aufgerufen, der in einem Jahr stehen soll. Dazu sagt der Bürgermeister von Kostice / Kostitz, Libor Balga (parteilos):
„Ich verstehe das so, dass ein Flächennutzungsplan verhandelt wird und wir uns zu allem äußern können, was die künftige Bewirtschaftung angeht. Die Aufgabe der Bürgermeister ist es meiner Meinung nach nun, bei den Verhandlungen dabei zu sein und zu versuchen, die Interessen der Bürger sowie der Gemeinden durchzusetzen.“
In Zusammenarbeit mit der Stadt Břeclav / Lundenburg soll ein zentrales Besucherzentrum entstehen, weitere Informationsstellen sind in anderen Gemeinden geplant. Die Verwaltung dieses insgesamt 27. Landschaftsschutzgebietes in Tschechien wird ihren Sitz in Lanžhot haben.
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