Wurzeln in Böhmen und Mähren: Brünn, Isergebirge, Böhmisches Mittelgebirge

Wurzeln

Im heutigen Hörerforum legen wir den Fokus auf die Suche nach den eigenen Wurzeln. Aber selbstverständlich zitieren wir auch aus Ihren Kommentaren zu Themen aus unseren Sendungen.

Beginnen wollen wir mit einer neuen Quizfrage. Die für den April lautet so:

Insgesamt sechs Staaten stehen auf der Liste der Schwerpunktländer für die tschechische Entwicklungshilfe. Schreiben Sie uns mindestens drei davon.

Und zwar an die Adresse [email protected]

Im März haben wir unter anderem von Hans-Georg Herrnleben aus Deutschland eine richtige Antwort auf unsere Quizfrage bekommen: Der AZ Tower| in Brno / Brünn, also das höchste Gebäude in Tschechien, ist 111 Meter hoch. Herzlichen Glückwunsch!

AZ Tower in Brno | Foto: Bořivoj Hájek,  Tschechisches Fernsehen

Einen gemeinsamen Nenner haben die Zuschriften, aus denen wir im Folgenden zitieren wollen. Ihre Verfasser sind Deutsche, die Wurzeln in Böhmen und Mähren haben. Und diese Wurzeln lassen sie keinesfalls gleichgültig.

Horst Waldemar Morawek wurde 1924 in Brno / Brünn geboren. Er wird am 15. Mai seinen 99. Geburtstag feiern. Anlässlich des 100. Gründungsjubiläums des Tschechischen Rundfunks hat sich Herr Morawek bei uns gemeldet. Als er zur Welt gekommen ist, war das Radio hierzulande kaum ein Jahr alt. Er lese täglich die E-Mails mit dem Newsletter von Radio Prag International, schreibt Horst Waldemar Morawek. Er ist aber auch selbst sehr aktiv und kreativ.

„Ich habe nach einem Schlaganfall wieder Fuß gefasst und einen Neuanfang begonnen. Gott sei Dank bin ich daheim bei meinem Computer, dem Fenster zur Welt. Zu meinem 97. Geburtstag habe ich ein Büchlein geschrieben, und auch jetzt folgen weitere Erlebnisse, die ich für meine Kinder und Freunde aufschreibe.“

„Brünn, meine Jugend, mein Leben, meine Sehnsucht“ heißt das Büchlein. Herr Morawek schreibt aber nicht nur weiterhin, er hat uns auch einige Videos geschickt, die er selbst noch vor seinem Schlaganfall vor etwa zehn Jahren gedreht hatte. Das eine bezieht sich eben auf seine Heimatstadt Brünn, und wir wollen nun Ihnen eine Hörprobe daraus bieten. Morawek berichtet darin über seinen Besuch in der Stadt seiner Kinder- und Jugendjahre.

Ich würde gern etwas mehr aus den Geburtsorten meiner Eltern erfahren…

Eine TV-Dokumentation über das Riesengebirge und die kulturellen Wurzeln der dortigen deutschsprachigen Gemeinde waren für Wolfgang Neisser aus Köln Anlass, sich an Radio Prag International zu wenden:

„Mein Interesse ist persönlicher und öffentlicher Neugier geschuldet, da meine Familie väterlicherseits aus Bílý Potok oder früher Weißbach stammt. Meine Großmutter, geboren in Liberec, deren Vater Tscheche mit Namen Woyticzeck (??) war, heiratete noch vor dem Ersten Weltkrieg einen Schmied namens Adolf Neisser, der offensichtlich aus dem Isergebirge kam. Sie wurde 1885 geboren, war Untertanin des Habsburger Reiches, bis sie 1918 oder 1919 tschechoslowakische Staatsbürgerin wurde und schließlich – nach dem Naziüberfall – Reichsdeutsche werden musste, wie sie sagte. Danach, als sie 1945 ihre Heimat verlassen musste, zog sie zu ihrer Schwiegertochter in Olpe in Nordrhein-Westfalen und wurde demokratische Deutsche der BRD.“

Mit seinem Bruder sei er 2017 durch die Gegend des Isergebirges gereist, um endlich zu sehen, woher sein Vater und seine Großmutter kämen, berichtet Herr Neisser. Er schreibe ein Buch über die Familiengeschichte, das fast fertig sei, fügt er hinzu. Wir wünschen gutes Gelingen!

ZUM THEMA

Mit einer Bitte um die Vermittlung von Kontakten hat sich Heinz Jakel an uns gewandt:

„Mein Anliegen ist es, einen privaten Austausch mit einem deutschsprachigen Menschen aus den Gebieten Homole / Hummel und Třebušín / Triebsch oder der nahen Umgebung zu führen. Vielleicht gibt es in diesen Gebieten eventuell auch noch Tschechen mit deutschen Vorfahren. Nun in meinem Rentenalter würde ich gern etwas mehr aus den Geburtsorten meiner Eltern erfahren. Mein Urgroßvater hat zum Beispiel ein Kreuz am Straßenrand aufgestellt, da würde ich gern erfahren, ob es noch vorhanden ist und unter welcher Obhut es heute steht. Wenn Sie mir einen Kontakt mit E-Mail-Adresse senden würden, wäre ich Ihnen sehr dankbar.“

Vielleicht kann diese Sendung dazu beitragen, dass sich die eine oder andere Person aus der genannten Region um Litoměřice / Leitmeriz bei uns meldet. Es würde uns sehr freuen.


Und nun noch einige Ihrer Kommentare zu unseren Beiträgen und Themen. Ralf Urbanczyk aus Eisleben schreibt:

„In der Rubrik ‚Reiseland Tschechien‘ hatten Sie heute einen wirklich spannenden Bericht über die Stadt Jáchymov, insbesondere über die Kureinrichtungen dort. Daneben klang es schon an, was für eine landschaftlich schöne und historisch interessante Region das Gebiet um Jáchymov ist. Was mich jedoch am meisten fasziniert, ist die Wiederbelebung der Flora und Fauna dort im Erzgebirge. Ich kenne es noch aus den 1980er Jahren: So gut wie sämtliche Wälder waren der Umweltverschmutzung durch die schlecht gefilterten Abgase der Braunkohleverbrennung zum Opfer gefallen. Wohin man sah, fast nur tote Bäume. Dazwischen wurden hastig Ebereschen gepflanzt, weil diese der Umweltverschmutzung besser trotzten. Und heute sieht man von dieser Umweltkatastrophe kaum noch etwas. Die ganze Landschaft ist wieder sorgfältig aufgeforstet worden, hat sich sogar selbständig regeneriert und ist paradiesisch schön.“

Wiederbelebung des Erzgebirges

Sie haben Recht, Herr Urbanczyk, das Erzgebirge hat sich in den vergangenen Jahrzehnten tatsächlich wie ein Phoenix aus der Asche erhoben.

Auch Marianne Marmé aus Karlsruhe erinnert sich an ihre Eindrücke in der Tschechoslowakei vor etwa 40 Jahren:

„Mit Interesse habe ich Ihren Artikel zur Rettung der Dorfläden gelesen. Wir haben Anfang der 1980er Jahre Radtouren in Südmähren und Südböhmen gemacht und fanden es ganz toll, dass Waren in den Dorfläden (sogar Schuhe konnte man damals auf dem Land kaufen) denselben Preis hatten wie in entsprechenden Geschäften zum Beispiel auf dem Wenzelsplatz. Welche Ersparnis kostbarer Zeit! Aber im Kapitalismus sind die Preise vermutlich auch in Tschechien auf dem Land wesentlich höher als in städtischen Supermärkten – dann ist es kein Wunder, dass die Dorfläden sich ohne Zuschüsse nicht halten können.“

Sie haben Recht, Frau Marmé: Die Preise waren damals tatsächlich dieselben, obwohl das Angebot nur recht eingeschränkt war. Auch damals sind viele Menschen in größere Städte gefahren, mit der Hoffnung, dort etwa Schuhe zu bekommen.

Und zum Schluss noch ein Kommentar von Martina Pohl aus Überlingen:

„Es muss für die tschechischen Bergsteiger eine unsagbare Freude sein, einen Berg bezwungen zu haben, den vor ihnen noch niemand erklettert hat. Mit Interesse habe ich das Interview einschließlich der Fotos verfolgt. Vom Start bis zum Ziel bleibt ja immer eine Art Ungewissheit, ob alles gut geht. Von diesem fast 7000 Meter hohen Gipfel des Chumbu habe ich vorher noch nie gehört. Zum Zeitpunkt des Absendens dieser E-Mail heißt es immer noch in Wikipedia: ‚Der Chumbu ist noch unbestiegen‘.“

Hoffentlich wird der Eintrag bald geändert. Übrigens, in der tschechischen Wikipedia-Version gibt es noch gar keinen Eintrag zum Berg Chumbu.

Und damit verabschieden wir uns für heute. Schreiben Sie uns an Radio Prag International, deutschsprachige Redaktion, Vinohradská 12, 120 99 Prag 2, Tschechische Republik oder per E-Mail an [email protected].